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24. April 2017

Gemeinsam zu mehr Respekt

Gewaltprävention spielt in der pädagogischen Arbeit eine wichtige Rolle. – Die Rummelsberger Diakonie schult deshalb ihre Mitarbeitenden – diese gaben ihre Erfahrungen bei einem Fachtag weiter.

Rummelsberg – Weg von Gewalt – hin zu Respekt. Das ist Ziel der Rummelsberger Diakonie und war Thema des Fachtags Gewaltprävention in Rummelsberg. „Die wichtigste Aufgabe ist es, Menschen frei von Wertungen und Vorurteilen zu begegnen“, erklärte Olaf Forkel, Fachlicher Leiter der Rummelsberger Dienste für junge Menschen in seinem Vortrag. Mit sich und anderen achtsam umzugehen – das sei wichtig, um Gewalt zu verhindern.

Gemeinsam mit der Gesellschaft für Gewaltprävention, win2win, hat die Rummelsberger Diakonie eine Ausbildung zum Fachtrainer für Gewaltprävention entwickelt. Die Referenten des Fachtags haben alle diese Fortbildung abgeschlossen. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen gaben sie in Workshops an die rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Jugendhilfe, der Behinderten- und Altenhilfe weiter.

Kurt Thünemann, Geschäftsführer von win2win, betonte, dass es in der Arbeit mit Menschen wichtig sei die Talente der Klienten zu sehen und sich selbst als Schatzsucher zu verstehen. Seine pädagogische Grundhaltung fasste er wie folgt zusammen: „Wir stehen für gewaltfreie, aber konfrontative Pädagogik. Das schließt sich nicht gegenseitig aus."

Aiga-Maria Junker

 

„Aggressionen sicher und geschützt begegnen – wie geht das?“

Sebastian Pollinger, ist Gruppenleiter im Offenen Intensivtherapeutischen Bereich der Rummelsberger Diakonie. Der 37-Jährige hat gerade die Fortbildung zum Fachtrainer für Gewaltprävention abgeschlossen. Am Fachtag gab er sein Wissen weiter und berichtete über seine Erfahrungen aus der Kinder- und Jugendhilfe.

Herr Pollinger, erleben Sie als Pädagoge in der Jugendhilfe Gewalt und hat diese in den vergangenen Jahren zugenommen?

Sebastian Pollinger: Natürlich begegne ich in meiner Arbeit regelmäßig gewaltbereitem Verhalten. Aber ich kann nicht bestätigen, dass die Gewalt zunimmt. Ich beobachte vielmehr eine Veränderung in der Qualität. Immer mehr, immer jüngere Kinder neigen in ihren Aggressionen zu Kontrollverlust, aufgrund psychiatrischer Schwierigkeiten, wie beispielsweise Traumata.

Richtet sich die Aggression auch gegen Fachkräfte?

Sebastian Pollinger: Die meisten Konflikte entstehen durch Machtkämpfe unter den Jugendlichen, das kann letztlich dann auch für die Fachkräfte schwierig werden. Einen offensiven Angriff gegen Mitarbeiter erlebe ich aber selten. Trotzdem gibt es Momente, in denen wir direkt und auch körperlich eingreifen müssen, um einen oder mehrere Jugendliche aus der Situation zu bringen. Meist lassen sich die Krisensituationen aber niederschwellig lösen – dabei kommt es unter anderem auf frühzeitiges Einschreiten und auf eine konsequente, sichere Haltung der Mitarbeitenden an.

In der Fortbildung zum Fachtrainer für Gewaltprävention haben Sie gelernt Krisensituationen frühzeitig zu erkennen, und zur Deeskalation beizutragen. Fühlen Sie sich nun sicherer?

Sebastian Pollinger: Die Fortbildung hat mich auf jeden Fall gestärkt und in vielen Dingen bestätigt. Themen wie Gewaltfreie Pädagogik, Kommunikation in Krisen sowie Selbst- und Fremdschutz aufbauen wurden intensiv behandelt. Besonders interessant war für mich das Thema Didaktik: Wie können wir Gewaltprävention in die Zusammenarbeit mit den Kollegen und in den Alltag mit den Jugendlichen weitertragen? Einiges konnte ich bereits in der täglichen Arbeit erfolgreich umsetzen und kann nun mit Krisensituationen noch besser umgehen.

Am Fachtag Gewaltprävention haben Sie Ihre Erfahrungen an Kolleginnen und Kollegen weitergegeben. Was war Ihnen dabei besonders wichtig?

Sebastian Pollinger: Ganz wichtig ist meines Erachtens die Selbstreflexion einer Fachkraft, um den eigenen Beitrag zur Krise zu erkennen. Manchmal reicht dann schon eine Geste oder Wort, um die Situation zu entspannen. Zudem finde ich, Sport und Bewegung sollten in der Jugendhilfe einen noch größeren Stellenwert erhalten. Junge Menschen brauchen sehr viel Bewegung, oft sind unsere Jugendlichen einfach nicht genug ausgelastet. Das führt zu erhöhter Aggression. Mit Ernährung lässt sich ebenfalls arbeiten – ein junger, unausgelasteter Mensch braucht beispielsweise keine Energydrinks.

Die Ausbildung zum Fachtrainer für Gewaltprävention und der Fachtag richteten sich nicht nur an Mitarbeitende aus der Jugendhilfe, sondern auch an Mitarbeitende aus der Behinderten- und Altenhilfe. Eine gelungene Vernetzung?

Sebastian Pollinger: Das Thema geht alle an. Auch bei der Begleitung von Senioren oder Menschen mit einer Behinderung erleben die Betreuungskräfte Aggressionen und Gewalt. Allerdings unterscheiden sich die Ursachen und deshalb auch die Handlungsmöglichkeiten. Auf dem Fachtag hatten wir mehrere Teilnehmer aus der Behindertenhilfe. Das war spannend.

Das Interview führte Stefanie Dörr

Von: Aiga-Maria Junker & Stefanie Dörr

Gemeinsam auf dem Weg zu Respekt: Kurt Thünemann (Geschäftsführer win2win), Thomas Bärthlein (Regionalleiter Kinder- und Jugendhilfe Nürnberger Land), Henning Schnieder (Seminartrainer win2win) und Olaf Forkel (Fachlicher Leiter der Rummelsberger Dienste für junge Menschen) (von links). Das Schild verdeutlicht, worum es am Fachtag in Rummelsberg und bei der Ausbildung der Fachtrainer für Gewaltprävention ging: Weg von Gewalt und hin zu Respekt. Foto: Aiga-Maria Junker Sebastian Pollinger, Gruppenleiter im Offenen Intensivtherapeutischen Bereich der Rummelsberger Diakonie. Foto: Aiga-Maria Junker