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Die Rummelsberger

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16. April 2021

Beziehungsarbeit und Freiwilligkeit als Schlüssel zum Erfolg

Streetwork der Rummelsberger Diakonie in Zeiten von Corona

Altdorf/ Hersbruck – Verlassene Skateranlagen und geschlossene Jugendtreffs. Die beliebten Treffpunkte der Jugendlichen liegen wie ausgestorben da. Maike Wittenburg und Moritz Holzinger drehen trotzdem ihre Runden durch die Stadt Altdorf. Auch in Hersbruck sind Anna Lemmes und Harry de Boor mit ihren Fahrrädern unterwegs und fahren die beliebten Plätze der Jugendlichen ab. Maike Wittenburg, Moritz Holzinger, Anna Lemmes und Harry de Boor haben eins gemeinsam: Sie sind Streetworker*innen. Trotz Corona macht ihre Arbeit keine Pause. „Der Lockdown macht nicht Halt vor den Problemen der Jugendlichen“, so Maike Wittenburg. „Das Gute ist, dass wir keine klassische Beratungsstelle in Form eines Büros sind. Wir suchen die Jugendlichen draußen an Ort und Stelle auf und versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.“ Corona hat die Arbeit der Streetworker*innen nicht einfacher gemacht. Die Treffpunkte der Jugendlichen haben sich verlagert. Oftmals ist es jetzt nicht mehr die Skateanlage, wo sich die jungen Erwachsenen zum Abhängen treffen, sondern einfach ein Versteck am Waldrand. „Das haben die Corona-Schutzmaßnahmen so mit sich gebracht, denn es ist verboten, sich als Gruppe zu treffen“, erzählt Moritz Holzinger. Doch auch trotz der Verbote treffen sich die Jugendlichen, nur eben heimlich. Moritz Holzinger und Maike Wittenburg sind gemeinsam für die Gemeinden Altdorf, Feucht, Schwarzenbruck und Winkelhaid verantwortlich. Die Hersbrucker Streetworker Harry de Boor und Anna Lemmes trifft der Lockdown fast noch härter. „Im Oktober wollten wir einen Jugendtreff gründen, um die Jugendlichen direkt anzusprechen. Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher ist es für uns jetzt besonders schwer, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen“, erzählt Harry de Boor. 

Neue Situationen erfordern neue Herangehensweisen. Die Streetworker*innen haben darum die Schwerpunkte ihrer Arbeit den veränderten Gegebenheiten angepasst. „Es erfordert ein anderes Setting, um mit den Jugendlichen zu kommunizieren. Es nützt uns nichts, die Jugendlichen weiter in gewohnter Umgebung aufzusuchen, wenn diese durch Polizeikontrollen genervt sind und dann den Kontakt zu uns meiden“, sagt Anna Lemmes. „Dafür hat die Beratungsarbeit über digitale Medien zugenommen. Wir kommunizieren mit den Jugendlichen über verschiedene Messengerdienste und tauschen uns auch über Instagram aus. Die Stammkontakte sind gleichgeblieben. Hat man einmal eine gute Beziehung zu einem Jugendlichen, reißt diese auch nicht so schnell ab“, so Anna Lemmes weiter. Es ist den Streetworker*innen wichtig, nicht nur über Online-Angebote mit den Jugendlichen zu kommunizieren. „Wir würden viel lieber mehr corona-konforme Begegnungen im öffentlichen Raum ermöglichen,“ erklärt Harry de Boor. So kam den Streetworker*innen aus Hersbruck die Idee, eine „Corona-Bank“ zu entwickeln. Aus dieser fixen Idee sind gemeinsam mit einigen Jugendlichen drei Bänke entstanden, die jetzt in Hersbruck am Marktplatz und am Skaterplatz bereitstehen. Die Bänke sind aus alten Paletten gefertigt und zwei Personen können so auf ihnen Platz nehmen, dass Abstand gewahrt wird. „So können wir mit der nötigen Sicherheit beraten, aber dennoch im direkten Kontakt mit dem Jugendlichen stehen,“ so Harry de Boor, der seine Talente als Schreiner in dieses Projekt mit eingebracht hat. Auch die Telefonnummern der Streetworker*innen sind an den Bänken mit angebracht, so dass eine einfache Kontaktaufnahme möglich ist. Trotz aller Zuversicht ist es nicht immer einfach. Besonders das Thema Obdachlosigkeit hat sich in den letzten Monaten verschärft. Unterbringungen waren nicht mehr so leicht möglich wie vor Corona und auch die Weitervermittlungen an andere Behörden gestaltete sich nicht einfach. Dies bekamen Jugendliche, bei denen es vorher schon nicht gut lief, besonders zu spüren. „Anträge beispielsweise beim Jobcenter, die sonst relativ schnell bearbeitet wurden, dauern jetzt häufig länger“, erklärt Maike Wittenburg. Für 2021 wünscht sich das Team, dass die alte Normalität wieder mehr zurückkehrt. „Der persönliche Austausch untereinander fehlt den Streetworker*innen. 

Von: Lara März

Maike Wittenburg und Moritz Holzinger das Altdorfer Streetwork-Team am Skatepark an der Weidentalstraße Richtung Lenzenberg