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18. Juli 2019

Eine Frage der Haltung

Studierende der Fachakademie für Heilpädagogik Rummelsberg tauschten sich über ihre Ausbildung aus

Rummelsberg – Heilpädagoginnen und Heilpädagogen scheinen eine besondere Art an sich zu haben. Auf diesen Gedanken konnte man jedenfalls kommen, wenn man am Montag den Präsentationen der Studierenden der Fachakademie für Heilpädagogik Rummelsberg lauschte. „Meine Heilpädagogik“ lautete das Thema, das die Männer und Frauen des K17 beleuchteten, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen. Viele berichteten von Heilpädagogen, die für sie Mentoren und Vorbilder waren und sie dazu ermutigt hatten, die Ausbildung zu beginnen. Einer der Studierenden, Florian Egermeier (39), sagt: „Heilpädagogik ist eine Haltungssache.“ Anders als beim Mechaniker, der am Auto schraube, habe man mit Menschen zu tun. Das setzt eine (kritische) Auseinandersetzung mit der eigenen Person voraus.

Egermeier arbeitet seit 20 Jahren mit Menschen mit Behinderung, darunter Menschen mit herausforderndem Verhalten. Als für diese Bewohnerinnen und Bewohner eine neue Gruppe eröffnet wurde, habe er sich ins kalte Wasser geworfen gefühlt. Dem Heilerziehungspfleger fehlte etwas, um gut mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Zu Beginn seiner Ausbildung zum Heilpädagogen kamen ihm die Theorien schwammig vor. „Ich hatte Tage, an denen ich alles hinterfragt habe“, erzählt er. Ob er das, was er an der Fachakademie lernte, auch umsetzen können würde? Er lernte zu unterscheiden, was für ihn hilfreich war und was nicht. „Meine Heilpädagogik bedeutet für mich die schrittweise Entwicklung meiner Persönlichkeit. Sie ist mal mehr, mal weniger spürbar.“ Erst als er bereit gewesen sei, sich, seine Person und sein Verhalten anderen gegenüber zu hinterfragen, habe er gemerkt, wie ihn die Ausbildung vorangebracht habe.

Andere verstehen

Sich selbst zu reflektieren, betrachtet auch Egermeiers Mitstudent Oskar Heiße (35) als wichtigen Punkt in der Ausbildung zum Heilpädagogen. Er arbeitet mit Menschen mit Autismus. Vor Beginn seiner Ausbildung hatte er das Gefühl, dass ihm theoretisches Rüstzeug für seine Aufgabe fehlte. Heiße ist es wichtig, erst einmal den Menschen zu verstehen, bevor Themen wie Regeln ins Spiel kommen. „Heilpädagogik bedeutet für mich Unvoreingenommenheit jedem gegenüber“, so der Heilerziehungspfleger.

Einen ganz anderen persönlichen und beruflichen Hintergrund bringt Mitstudentin Ivone Ardelan (42) mit. Die Erzieherin kam vor rund zehn Jahren aus Rumänien nach Deutschland. Die damals alleinerziehende Mutter zweier Kinder musste erst einmal Deutsch lernen und hart um die Anerkennung in ihrem erlernten Beruf kämpfen. Ardelan hat schon in vielen Kindertagesstätten mit unterschiedlichen Konzepten gearbeitet. Aber immer habe sie das Gefühl gehabt, dass etwas nicht hundertprozentig passte. „Kennen Sie dieses Mini-Stein-im-Schuh-Gefühl?“, fragt sie. Seit sie sich für die Ausbildung zur Heilpädagogin entschieden hat, hat sich dieses Gefühl gelegt. „Heilpädagogik bedeutet für mich, sich persönlich anzunehmen und dadurch bereit zu sein, den anderen auf seinem Weg zu begleiten.“

Sie sind Erzieher*in oder Heilerziehungspfleger*in und haben Interesse an der Ausbildung an der Fachakademie für Heilpädagogik Rummelsberg? Dann bewerben Sie sich: www.rummelsberger-diakonie.de/mitarbeiten

Von: Andrea Höfig-Wismath

Heilpädagogik bedeutet für Florian Egermeier (39) die schrittweise Entwicklung seiner Persönlichkeit. Mal sei sie mehr, mal weniger spürbar. Ivone Ardelan (42) verbindet mit Heilpädagogik, sich selbst anzunehmen und dadurch bereit zu sein, andere auf ihrem Weg zu begleiten. Dafür steht auch ihr selbst gemaltes Bild. Für Oskar Heiße (35) bedeutet Heilpädagogik Selbstreflexion und Unvoreingenommenheit anderen gegenüber. Fotos: Andrea Höfig-Wismath