Rummelsberg – Die Sonne scheint, die Blumen duften, die Vögel zwitschern und die Bäume rascheln im Wind. Die Atmosphäre im Garten des Wohnhauses mit der Hausnummer drei in Rummelsberg ist einzigartig. Das berichten diejenigen, die seit fünf Jahren rund um die Uhr dort leben. Denn in diesem gepflegten und erst unscheinbaren Haus haben Menschen mit schweren Schicksalen ihr Zuhause. Schwere Hirnschädigungen, Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Muskeldystrophie oder ein Luftröhrenschnitt und/oder künstliche Beatmung: Die Bewohner*innen der Intensiv-Pflege-Wohngemeinschaft der Rummelsberger Diakonie sind schwer krank.
Am 12. Februar 2019 zog der erste Bewohner in Haus drei. „Das war die Geburtsstunde für eine Wohngemeinschaft, ausgelegt auf die Würde des Menschen und die Bedürfnisse der Bewohner*innen“, blickt Pflegedienstleitung Fabian Hertlein zurück. Die alternde Gesellschaft und die steigende Anzahl von intensiv-pflegebedürftigen Menschen, die vom bisherigen System nicht aufgefangen werden konnten, erforderten ein neues Konzept.
Würde und Freude an einem besonderen Ort
Es ist ein schwerer Schritt, sich einzugestehen, die Angehörigen nicht mehr alleine pflegen zu können. Diese Aufgabe in andere Hände zu legen, ist noch schwerer. So erging es auch Barbara Zimmermann. Ihr Ehemann war der erste Bewohner der Wohngemeinschaft. Nach einer Herzoperation sagten ihr die Ärzte, er könne niemals wieder eigenständig atmen. „Es war eine sehr schwere Zeit für uns und ich dachte nicht, dass ich jemals einen Ort finden würde, wo wir gemeinsam Frieden finden.“ Doch den fanden sie im Haus drei, wie sie bei der Jubiläumsfeier berichtet.
Dreieinhalb Jahre lebte ihr Partner an diesem besonderen Ort – bis zu seinem Tod. „Die Wohngemeinschaft war unsere zweite Heimat. Jedes Mal, wenn ich zu Besuch gekommen bin, habe ich mich wohl und angekommen gefühlt.“ Ihrem Ehemann ging es bis zuletzt genauso, sie wolle sich nicht ausmalen, wie es ihnen ohne die Hilfe des diakonischen Intensiv-Pflegedienstes ergangen wäre. „Der Garten, die Unterstützung der Pflegefachkräfte, aber auch die schönen Zimmer hätte ich nirgendwo so bekommen wie hier“, ist sich Zimmermann sicher.
Neben 16 Pflegekräften besucht ein Team aus Ergo-, Logo- und Physiotherapeuten zwei Mal pro Woche die Bewohner*innen. In der Wohngemeinschaft findet die Betreuung drei zu statt: Eine Pflegekraft versorgt in ihrer Schicht drei Pflegebedürftige. Eine wichtige Aufgabe der Mitarbeitenden des ist zusätzlich die Beratung und Begleitung von Angehörigen und Betreuer*innen. Als gemeinnützigem Träger ist es der Rummelsberger Diakonie wichtig, Familien und nahestehende Menschen in dieser schwierigen Situation zu begleiten. Dabei arbeiten die Mitarbeitenden des Intensiv-Pflegedienstes eng mit dem Rummelsberger Hospizverein und der Beratungsstelle für Menschen mit erworbener Hirnschädigung zusammen.
Gemeinsam Herausforderungen meistern
Trotz vielfältiger Herausforderungen ist die Wohngemeinschaft auch nach fünf Jahren ein Ort geblieben, an dem Menschen mit intensivem Pflegebedarf ihr Zuhause finden. Ein Ort, „an dem sie sich sicher und geborgen fühlen können“, unterstreicht der Gremiumsvorsitzende Thomas Trappe in seiner Rede anlässlich des Jubiläums.
Großen Dank und Anerkennung gelte allen Mitarbeitenden, die sich unermüdlich mit höchster Expertise um die Bewohner*innen und Angehörigen kümmern und stets das Wohlbefinden und die Bedürfnisse jedes Einzelnen im Blick haben. Viele aus dem Team sind von Anfang an dabei. Der Intensiv-Pflegedienst leidet nicht unter einem Fachkräftemangel, im Gegenteil: Die ständig neuen Bewerbungen und geringe Fluktuation sind eine Bestätigung für die Arbeitsweise und gute Stimmung.
Aktuell ist in der Wohngemeinschaft ein Zimmer frei. Angehörige, die sich für die Unterbringung einer pflegebedürftigen Person interessieren, können sich per Mail an Birgit Marx, stellvertretende Pflegedienstleitung, wenden: marx.birgit@rummelsberger.net.
Weitere Informationen erhalten Sie unter https://www.diakonischer-intensiv-pflegedienst.de/
Von: Paula Wahlig