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Die Rummelsberger

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02. Januar 2019

Einfach ein modernes Land

Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Erwachsenen-Wohnbereich des Wichernhauses verbringen Freizeit in Slowenien

Altdorf/Isola – „Eigentlich haben wir nur gegessen“, lacht Alexander Rahn, als er von der Freizeit der Gruppe in Slowenien erzählt. Alex, wie er von seinen Mitbewohnern genannt wird, war Teil der Reisegruppe, die im Oktober für eine Woche im Kur- und Rehazentrum „Dom dwa Topola“, zu deutsch „Haus der zwei Pappeln“ im slowenischen Isola zu Besuch war. Das Haus ist Eigentum des slowenischen Verbands der Muskeldystrophiker und ist speziell für Menschen wie Alexander konzipiert worden: Für Menschen, die auf Grund einer Muskeldystrophie oder einer Muskelatrophie einen Rollstuhl nutzen und die in ihrer Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt sind.

Joachim Österreicher, seit 25 Jahren Mitarbeitender bei den Rummelsbergern und fast ebenso lange im Erwachsenen-Wohnbereich des Wichernhauses in Altdorf tätig, ist von der Organisation des Hauses begeistert. „Das Rehazentrum und der gesamte Verband werden von Menschen geleitet, die die gleiche Krankheit wie die Bewohner unserer Wohngruppe haben. Es ist so beeindruckend zu sehen, wie selbstorganisiert Menschen mit Behinderung in Slowenien sind. Fast alle leben in eigenen Wohnungen, in festen Partnerschaften, das ist ein ganz anderes Selbstverständnis als bei uns“, erzählt er von seinem Eindruck. In der Hauptsaison, zwischen Mai und September, können Sloweninnen und Slowenen mit Muskeldystrophie oder –atrophie jährlich Kur-Wochen im Rehazentrum verbringen. Außerhalb dieser Zeit steht das Haus für Menschen offen, die dem Verband nicht angehören.

„Da hatten wir wirklich Glück“, erzählt Alexander Rahn. „Es war immer noch schön warm und es war so schön, am Meer zu sein, da hat sich die anstrengende Fahrt gelohnt. Inklusion ist dort so einfach, alle waren so herzensgut und freundlich und weltoffen.“ Auch einen Ausflug nach Kroatien hat die Gruppe gemacht und nach Triest in Italien. „Das war allerdings anstrengend. Es ging ständig bergauf und bergab und das über Kopfsteinpflaster. Eine echte Herausforderung mit dem Rollstuhl“, lacht Alex.

Die Offenheit der Menschen in Slowenien hat auch Adrian Kaunzinger beeindruckt. Der 50-Jährige lebt gemeinsam mit Alex in der gleichen Wohngruppe im Wichernhaus. „Es war irgendwie alles leichter. Das ist einfach ein modernes Land“, erzählt er verwundert. „In Deutschland ist der Umgang mit Menschen mit Behinderung noch nicht so weit. Es ist alles komplizierter. Und bürokratischer. Wir lassen uns überraschen, was das Bundesteilhabegesetz für Veränderungen bringt.“

Während die beiden Bewohner erzählen, nickt Joachim Österreicher immer wieder. „Irgendwie wirken die Menschen mit Behinderung dort viel aktiver“, bekräftigt er. „Wie selbstbestimmt sie dort leben können und wollen, das ist sehr beeindruckend. So einfach kann Inklusion sein.“ Er erzählt, dass er viel Kontakt mit der Leiterin des Hauses gehabt habe, ihr viele Fragen gestellt habe. „Sie war von Anfang an dabei, als das Kur- und Rehazentrum eröffnet wurde. Mit vier Jahren war sie das erste Mal selbst zur Kur im Haus. Sport, Bildung, gesunde Ernährung – das ist für sie ganz wichtig“, erzählt er. Obwohl sie einen vollen Arbeitstag habe, sei sie nicht ausgebrannt. „Natürlich arbeitet sie auch dort, wo andere Urlaub machen, direkt am Meer. Das ist ja an sich schon erholsam“, lacht Joachim Österreicher. Die Reisebedingungen waren, von der langen Reise abgesehen, perfekt – für jeden stand ein Einzelzimmer zur Verfügung und mit Englisch und zum Teil auch Deutsch konnte man sich gut verständigen. Auch der Ort Isola ist in vielen Bereichen barrierefrei und das Haus ist mit modernen Deckenliftersystemen ausgestattet.

„Und das Land ist auch wirklich traumhaft, so subtropisch schon. Und das Meer ist so schön“, schwärmt Adrian Kaunzinger. Auch die dritte Mitreisende, Tina Ruchti, schien begeistert zu sein. „Sie hat pausenlos gelacht und gekichert“, freut sich Joachim Österreicher. „Das macht sie normalerweise nicht. Sie hat sich richtig entspannt am Meer.“ Das ist auch den anderen Mitreisenden aufgefallen: „Hoffentlich können wir bald wieder dorthin fahren“, wünscht sich Alexander Rahn.

Von: Diakonin Arnica Mühlendyck

Die fünf Mitarbeitenden und die drei Bewohnerinnen und Bewohner der Gruppe 11 im Erwachsenenwohnbereich des Wichernhauses Altdorf genossen den Aufenthalt im „Haus der zwei Pappeln“ (Foto: Iris Steinmüller) Besonders entspannend war der Aufenthalt am Meer für die Mitreisende Tina Ruchti – sie hat pausenlos gelacht, ein Umstand, der sonst nicht häufig passiert. (Foto: Iris Steinmüller)