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04. Oktober 2022

Erste umfassende Arbeit über Carlshöfer Anstalten vorgestellt

Enge Verbindung zur Rummelsberger Brüderschaft

Rummelsberg – Die Carlshöfer Geschichte ist einer von vielen Wurzelsträngen der Rummelsberger Geschichte. Vor rund 75 Jahren, 1947/48, traten die Angehörigen der ostpreußischen Brüderschaft Carlshof der Rummelsberger Brüderschaft bei. Die Carlshöfer Anstalten waren zuvor 1939 vom nationalsozialistischen (NS) Staat liquidiert worden. Historiker und Autor Dr. Thomas Greif hat diese Woche Band 23 der „Rummelsberger Reihe“ mit dem Titel „Carlshof. Geschichte einer ostpreußischen Anstalt und ihres Nachlebens“ im Besucherzentrum vorgestellt. Es handelt sich um die erste umfassende Darstellung der Geschichte der Carlshöfer Anstalten.

Diakon Peter Barbian, Leiter der Rummelsberger Brüderschaft, sprach in seiner Einführung über das Erinnern. „Vergessen verlängert das Exil. Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“, zitierte Barbian. Diese Erkenntnis habe ihn als jungen Mann während eines Besuchs in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel tief beeindruckt. Barbian dankte Historiker Greif, Leiter des Rummelsberger Diakoniemuseums, dafür, die Erinnerung an die Geschichte der Carlshöfer Brüderschaft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Carlshöfer Anstalten (Ostpreußen), gegründet 1882, gehörten zu den großen Einrichtungen der Inneren Mission in Deutschland. 1939 wurden sie vom NS-Staat liquidiert. „Fast alle Patientinnen und Patienten wurden im Rahmen der staatlichen ,Euthanasie‘-Maßnahmen ermordet“, so Greif. Ihr Schicksal habe in der Nachkriegszeit – ganz zeittypisch – in der Erinnerungspflege nahezu keine Rolle gespielt. Die überlebenden Diakone aus Carlshof hätten sich nach der Flucht nach Westen der Rummelsberger Brüderschaft angeschlossen und hier eine neue Heimat gefunden.

Musikalisch begleitet wurde die Buchvorstellung von Norbert Hiller. Er spielte unter anderem eine Auswahl an ostpreußischen Liedern, die viele der Anwesenden mitsingen konnten. Das letzte Wort hatte – wenn auch krankheitsbedingt per Video – Gertrud Dembowski, die Tochter des letzten Rektors der Brüderschaft Carlshof, Heinz Dembowski (1884-1945).

Dr. Thomas Greif: „Carlshof. Geschichte einer ostpreußischen Anstalt und ihres Nachlebens“, ISBN Nr.: 978-3-939171-74-4, Preis: 15 Euro.

Von: Andrea Höfig-Wismath

Historiker Dr. Thomas Greif berichtete bei der Buchvorstellung über die Geschichte der Carlshöfer Brüderschaft. 75 Jahre nach der Aufnahme der Carlshöfer in die Rummelsberger Brüderschaft wird ihre Geschichte erstmals wissenschaftlich beleuchtet. Fotos: Diakonin Martina Fritze