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29. Juli 2022

Mehr Unterstützung für Autist*innen am Auhof   

Am Auhof wird gerade ein neues Angebot für Menschen im Autismus-Spektrum konzipiert – Bezug für 2023 geplant

Hilpoltstein – 222 Menschen wohnen am und um den Auhof, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung der Rummelsberger Diakonie in Hilpoltstein. Wie viele Autist*innen darunter sind, kann keiner so genau sagen. Manche haben eine Diagnose aus dem Autismus-Spektrum, andere zeigen autistische Züge. Erfahrungen im Rummelsberger Fachbereich Autismus haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Angebote nur für Autist*innen sehr gut funktionieren. Christian Gampel (44), Leiter Wohnen, und Wohnbereichsleiterin Melanie Fischer (40) konzipieren mit einem Projektteam gerade ein neues Wohnangebot. Sie erzählen, warum das neue Wohnangebot längst überfällig ist, was Autist*innen so besonders macht und dass ein guter Know-how-Transfer im Unternehmen unbezahlbar ist.

Herr Gampel, welches Angebot ist denn geplant?
Christian Gampel: Wir wollen zwei Wohngruppen mit jeweils sechs Autist*innen gründen. Für alle wird es Einzelzimmer geben, aber Gemeinschaftsbäder und -räume. Ich hoffe, dass wir im Frühjahr 2023 mit dem Angebot starten können. Aktuell suchen wir nach Räumlichkeiten für zwei Gruppen am Auhof und die Verhandlungen mit dem Leistungsträger müssen noch geführt werden. Es ist ein großer Vorteil, dass der Fachbereich Autismus mit dem Bezirk bereits eine Leistungsvereinbarung für das Wohnangebot in Hersbruck ausgehandelt hat. Diese können wir als Basis nehmen.

Frau Fischer, wie sind Sie auf die Autist*innen am Auhof aufmerksam geworden?
Melanie Fischer: Ich leite seit 11 Jahren zwei Wohngruppen am Auhof. In einer Gruppe leben in der Regel zehn Menschen zusammen, die sich ihre Mitbewohner*innen in der Mehrzahl nicht ausgesucht haben. Außerdem haben wir noch viele Doppelzimmer und ein Rückzug in die eigenen Vier-Wände ist somit auch nicht möglich. Das führt immer wieder zu Spannungen unter den Bewohner*innen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung mit diesen Rahmenbedingungen tatsächlich schlecht zurechtkommen.

Autist*innen leben seit der Gründung des Auhofs vor 69 Jahren in der Einrichtung …
Melanie Fischer: Wenn ich ehrlich bin, ist das Angebot für die Zielgruppe Autist*innen längst überfällig. Für mein Engagement gibt es keinen konkreten Anlass, sondern ich habe gesehen, dass Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung andere Bedürfnisse haben. Bestärkt gefühlt habe ich mich in dieser Wahrnehmung, da es in der Rummelsberger Behindertenhilfe bereits spezielle Wohn- und Arbeitsangebote für Autist*innen gibt. Und 2017 wurde dann die Förderstätte für Menschen mit Autismus in Allersberg eröffnet, dort arbeiten einige unserer Bewohner*innen. So kam eins zum anderen.

Warum arbeiten Sie gerne mit Autist*innen?
Melanie Fischer: Es gibt ja den schönen Satz: Kennst Du einen Autisten, kennst Du einen Autisten. Unsere Bewohner*innen haben alle ganz besondere Bedürfnisse, für die wir uns individuelle Lösungen überlegen. Spannend ist auch die Arbeit mit der Unterstützten Kommunikation (UK). 

Haben Sie sich zum Thema Autismus weitergebildet?
Melanie Fischer: Der Fachbereich Autismus bietet Weiterbildungen wie zum Beispiel die mehrtägige Schulung „Autismus verstehen“ inklusive Coaching an. Hier habe ich mir Wissen über Autismus-Spektrum-Störungen angeeignet und an praktischen Beispielen gelernt, wie sich diese auf das Verhalten der Bewohner*innen auswirken können. Klasse waren auch die Tipps, die wir für unsere tägliche Arbeit bekommen haben. Die Hilfepläne für die Autist*innen schreibe ich nun viel ausführlicher und begründe die erhöhten Bedarfe der Menschen. So haben wir die Möglichkeit vom Leistungsträger mehr Personal zu bekommen, um langfristig eine bessere Unterstützung und Begleitung zu erarbeiten.

Herr Gampel, die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg machen die Arbeit und die Finanzierung solcher Angebote nicht leichter. Dennoch muss Entwicklung stattfinden?
Christian Gampel: Mit der Konzeption des Wohnangebots für Autist*innen setzen wir unsere Strategie weiter um. Wir haben bereits einige Angebote für besondere Zielgruppen gemacht. Die Angebote sind voll besetzt und die Bewohner*innen sind zufrieden. Mit den Eltern der autistischen Bewohner*innen haben wir schon gesprochen. Sie haben sich alle positiv geäußert und freuen sich über unsere Initiative. Somit sind alle zwölf Plätze bereits besetzt.

Das Interview führte

Von: Heike Reinhold

Wohnbereichsleiterin Melanie Fischer und Christian Gampel, Leiter Wohnen am Auhof, arbeiten am neuen Wohnangebot für Autist*innen. Foto: Matthias Grundmann