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07. Juli 2020

Mit dem ganzen Körper sprechen

Fachschule Ebenried bot Schnupperkurs in Gebärdensprache an

Ebenried – Eine neue Sprache zu lernen, ist an Schulen nichts Ungewöhnliches. Nicht ganz so alltäglich ist es, wenn es sich dabei um Gebärdensprache handelt. In der Wahlfachwoche haben Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe der Rummelsberger Diakonie in Ebenried einen Schnupperkurs gemacht. „Die meiste Kommunikation – gerade bei Menschen mit Behinderung – läuft über den Körper“, sagt Dozent Andreas Schock. Gemeinsam mit Schülerin Kerstin Forster führte er die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer in die Grundzüge der Gebärdensprache ein. Das hatten sich die Schülerinnen und Schüler explizit gewünscht. „Inklusion ist uns hier an der Fachschule sehr wichtig“, bekräftigt Schock.

Insgesamt drei gehörlose Schülerinnen lernen derzeit an der Fachschule. Ihnen zur Seite stehen zwei Gebärdensprach-Dolmetscherinnen, die sich gegenseitig abwechseln. Denn es ist sehr anstrengend, nicht nur den Stoff, sondern das gesamte Geschehen während des Unterrichts simultan in Gebärden zu übersetzen. Anstrengend waren für die Schülerinnen und Schüler auch die ungewohnten Bewegungen, die das Fingeralphabet erfordert. „Man muss sich motorisch fit machen“, schmunzelt Schock. Einen anderen wichtigen Punkt übten die Kursteilnehmenden bei der „Spiegel-Übung“: Die Aufgabe lautete, sich zu zweit zusammenzutun und Mimik und Gestik des Partners zeitgleich zu imitieren, als ob er oder sie in den Spiegel sehen würde. „Das Wichtigste – gerade auch in der Arbeit mit gehörlosen Menschen – ist, sich aufeinander einzustellen“, erklärt Dozent Schock.

Die Fachschule Ebenried unterhält gute Kontakte zu Regens Wagner in Zell, einer großen Einrichtung, in der viele gehörlose Menschen leben und arbeiten. Schock stellte den Schülerinnen und Schülern das „Zeller Gebärdenbuch“ vor und räumte mit einem verbreiteten Vorurteil auf. „Es gibt sehr wohl auch in der Gebärdensprache Dialekte, beispielsweise einen nordbayerischen und einen südbayerischen.“ Es gibt sogar Gebärden, die nur an einem bestimmten Ort verstanden werden – in Zell beispielsweise die Gebärde für „Kakao“. Klar also, dass der Schnupperkurs vor allem Lust machen soll, sich mit Gebärdensprache zu befassen. Das scheint auf jeden Fall gelungen zu sein: Fragte eine Schülerin doch, wo sie die Gebärdensprache lernen kann. Mitschülerin Kerstin Forster verwies auf die Volkshochschulen, sie selbst gibt zum Beispiel Kurse in Neumarkt.

Wer noch einen Ausbildungsplatz für September sucht, kann sich gerne für die Ausbildung in der Heilerziehungspflege oder der Heilerziehungspflegehilfe bewerben. Nähere Informationen und Kontaktmöglichkeiten unter: www.fachschule-hep.de

Von: Andrea Höfig-Wismath

Andreas Schock zeigt den Buchstaben „O“ im Fingeralphabet. Dozent Andreas Schock und Schülerin Kerstin Forster zeigen, wie man gehörlose Menschen auf sich aufmerksam macht – keinesfalls natürlich von hinten. Fotos: Andrea Höfig-Wismath