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Die Rummelsberger

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29. Juli 2022

Mit Planschbecken zum Rothsee

Abwechslung für autistische Kinder organisieren die Mitarbeiter*innen der Muschelkinderschule der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg in den Ferien.

Nürnberg –  Sechs Wochen Zeit für sich – ohne Unterricht und ohne feste Tagesstruktur. Sechs Wochen können aber auch lang werden, wenn die Ferien nicht gut organisiert sind. Für Felix Bernecker (9) ist das kein Problem. Die ersten beiden Ferienwochen macht der Neunjährige beim Ferienprogramm seiner Schule mit. Der Heilsbronner besucht die dritte Jahrgangsstufe der Schule der Muschelkinder der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg. 28 autistische Kinder aus der Region werden in dem barrierefreien, autismusfreundlichen Neubau in der Ingolstädter Straße unterrichtet. Organisatorisch gehören die Muschelkinder zur Comeniusschule der Rummelsberger Diakonie in Hilpoltstein.

„Eigentlich haben wir uns einen Urlaub in Italien überlegt und uns dann für die Türkei entschieden. Da muss man fliegen“, erzählt Felix Bernecker. In den Ferien verreist er gerne. Aber auch zuhause hat er viel Platz zum Toben und Spielen. Zwei Zimmer stehen ihm zur Verfügung. In einem schläft und lernt er. Und hier kann er sich zurückziehen, wenn es nötig ist. Der andere Raum ist das Spielzimmer mit Klettergerüst. Hier tobt er gerne mit seiner Schwester.

„Viele unserer Schüler*innen können in den Ferien nicht wegfahren“, sagt Nicole Wegmann, Leiterin der Ganztagsbetreuung der Muschelkinder. Deshalb stellt sie mit ihrem Team für fast jede Schulferien ein abwechslungsreiches Programm zusammen. Die Highlights dieses Mal sind Tagesausflüge an den Rothsee und zum Nürnberger Tiergarten. Beim Programm in der Schule können die Jungen und Mädchen basteln, kochen, backen, Rikscha fahren oder einfach chillen. „Wir bauen auch einen Barfußpfad auf und bieten verschiedene Wasserspiele an, damit die Kinder sich abkühlen können“, erzählt Wegmann. Und auch die Eis- und Cocktailbar komme bei den Kindern gut an.

„Ich freue mich auf den Rothsee“, sagt Felix Bernecker. Allerdings wolle er im See nicht schwimmen, weil er Angst habe. Die Mitarbeiter*innen der Muschelkinderschule sind es gewohnt individuell auf die Bedarfe der Schüler*innen einzugehen und eine gute Lösung zu präsentieren. „Wir nehmen ein Planschbecken mit, dann kannst Du am Ufer baden“, schlägt Nicole Wegmann vor. Damit ist Felix Bernecker einverstanden. Die jungen Menschen mit der Diagnose „frühkindlicher Autismus“ werden bei den Muschelkindern nach dem Konzept der „Sonderpädagogischen Stütz- und Förderklassen“ gezielt ganztags gefördert. Die Klassen der „Muschelkinder“ gibt es seit 26 Jahren.

Damit das Lernen gut funktionieren kann, wurde der Neubau in der Ingolstädter Straße 50 hinter Hauptzollamt und Z-Bau autismusfreundlich geplant. Das neue Schulhaus ist mit einem Innenhof gebaut und wurde im vergangenen Jahr bezogen. Die Schüler*innen finden dort auf zwei Etagen genügend Platz, um in kleinen Gruppen zu lernen und sich bei Bedarf auch zurückzuziehen. „Die Kinder haben aufgrund ihrer besonderen Wahrnehmungsverarbeitung und ihrer starken Betroffenheit ganz spezielle räumliche Bedürfnisse“, erklärt Konrektorin Catja Primke.

Dass der Neubau möglich wurde, liegt vor allem an der Unterstützung von Schmuckunternehmer Thomas Sabo. Er hat durch eigene Recherchen das Projekt federführend mit ausgesucht und vorangetrieben. Außerdem legte er bei der „Stiftung RTL - Wir helfen Kindern", die er seit Jahren großzügig mit Spenden unterstützt, ein gutes Wort für das Vorhaben ein. Die Stiftung sagte daraufhin eine Unterstützung von rund 1,2 Millionen Euro für den Bau der neuen Schule zu. Maßgeblich finanziert hat der Freistaat Bayern den Schulbau, der insgesamt rund 6,5 Millionen Euro kostet.

Von: Heike Reinhold

Felix Bernecker hat in den Ferien schon was vor: Er freut sich auf das Ferienprogramm der Muschelkinderschule der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg. Foto: Privat