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12. Dezember 2022

Neue Freiheit mit Cabrio-Feeling

Nicolas Wolf ist Autist, liebt Autos und lebt mit Unterstützung seiner Eltern und der ambulanten 24-Stunden-Betreuung der Rummelsberger Diakonie ein selbstständiges Leben.

Lauf/Pegnitz – „Mein Sohn Nico ist ein richtiger Autonarr. Er hat schon als kleines Kind Automarken an den Rücklichtern erkannt“, erzählt Jürgen Wolf. Heute ist Nicolas, kurz Nico Wolf 34 Jahre alt und besitzt seinen ersten eigenen Wagen. Selbst fahren kann er ihn nicht, Nicolas Wolf hat eine Autismus-Spektrum-Störung. Sein Team vom Ambulant unterstützen Wohnen (AuW) der Rummelsberger Diakonie chauffiert ihn zu seinen Terminen und manchmal auch zur Arbeit in der Förderstätte für Menschen im Autismus-Spektrum in Hersbruck.

Seit zwei Jahren wohnt Nicolas Wolf nun in seiner ersten eigenen Wohnung mit Dachterrasse und Blick über die Innenstadt von Lauf an der Pegnitz. Allein zu leben ist sein großer Traum. Vier Mitarbeiter*innen des Ambulant unterstützten Wohnens begleiten den jungen Mann Tag und Nacht. Zu den grundlegenden Aufgaben gehören Unterstützung bei der täglichen Körperpflege und Hilfe beim An- und Ausziehen. Die Assistent*innen begleiten beim Einkaufen, Kochen und auch bei verschiedenen Tätigkeiten im Haushalt. Bei Bedarf besuchen sie mit Nicolas Wolf Ärzte und Therapien.

Zuvor lebte er zehn Jahre lang im Wohnbereich des Fachbereichs Autismus auf dem Gelände des Hauses Weiher der Rummelsberger Diakonie in Hersbruck. Für Nicolas Wolf war der Umzug in die eigene Wohnung genau richtig: „Unser Sohn ist in den vergangenen zwei Jahren der ambulanten Begleitung selbstbewusster geworden, er sagt häufiger, was er will oder nicht will und setzt es dann auch durch“, freuen sich die Eltern Jürgen und Andrea Wolf. Das sei eine sehr gute Entwicklung, die sie mit dem Kauf des Autos weiter fördern wollen.

Denn wie viele Autisten, die in den speziellen Angeboten der Rummelsberger Diakonie betreut werden, versteht Nicolas Wolf sehr viel, äußert seine Bedürfnisse aber nur eingeschränkt lautsprachlich. „Viele nutzen Unterstützte Kommunikation (UK) und kommunizieren mit Hilfsmitteln wie Bildkarten oder Piktogrammen. Bei einigen Autisten können auch Tablets mit Sprachausgabe zum Einsatz kommen“, erklärt Mitarbeiterin Alicia Piske.

Tagsüber arbeitet Nicolas Wolf in der Förderstätte für Menschen im Autismus-Spektrum in Hersbruck. Um 15 Uhr hat er Feierabend. Dann startet das Freizeitprogramm und das Auto erleichtert dem Team die Arbeit sehr. Denn nun müssen sie keinen Dienstwagen mehr organisieren oder die privaten Autos nutzen: „Montags hat Nico therapeutisches Reiten auf einem Hof in der Nähe von Pyrbaum“, erzählt die 33-jährige Pädagogin. Das sei ohne Auto nur schwer zu machen. Am Wochenende besuchen sie die Eltern, fahren zum Wandern in die fränkische Schweiz oder einfach mal zum Essen ins Restaurant. „Wenn wir an sonnigen Tagen das Faltdach aufklappen, genießt Nico das Cabrio-Feeling sehr“, erzählt Piske.

Die Zusammenarbeit zwischen Team und Eltern ist offen und hat ein Ziel: Nicolas Wolf auf seinem Weg zu mehr Selbstbestimmung und Teilhabe zu begleiten. Andrea und Jürgen Wolf freuen sich über die Fortschritte, die ihr Sohn in den vergangenen Jahren gemacht hat: „Die Mitarbeiter*innen sind überaus engagiert und gehen sehr liebevoll mit Nico um. Diese Zuwendung ist für ihn sehr wichtig, gerade auch in Phasen, in denen es ihm nicht so gut geht.“

Weitere Informationen über die Arbeit mit Menschen im Autismus-Spektrum bei der Rummelsberger Diakonie stehen auf www.jobsplussinn.de. Dort sind auch aktuelle Stellenangebote veröffentlicht.

Von: Heike Reinhold

Selbst lenken darf Nicolas Wolf sein Auto zwar nicht, aber Alicia Piske und die Mitarbeiter*innen des Teams Nicolas Wolf fahren ihn gerne zu seinen Terminen und unternehmen zusammen Ausflüge. Foto: Paavo Blåfield