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18. August 2021

„Ohne die SenTa könnte ich nicht mehr arbeiten“

5 Jahre Rummelsberger Tagespflege: Diakon Werner Schmidt leitet das Stephanushaus und seine an Demenz erkrankte Frau besucht die Seniorentagespflege (SenTa) in Rummelsberg.

Rummelsberg – Anfang August feierten sie ihren 33. Hochzeitstag. Am Freitag, den 08.08.1988 haben sich Diakon Werner Schmidt und Monika Graßer-Schmidt versprochen, sich zu lieben und zu ehren, in guten wie in schlechten Zeiten. „Wir hatten tolle Zeiten und haben sie noch immer“, sagt Werner Schmidt (62). Seine 78-jährige Frau hat seit fünf Jahren eine demenzielle Erkrankung und besucht die Seniorentagespflege im Stephanushaus. Der Diakon leitet nach wie vor die Senioreneinrichtung der Rummelsberger Diakonie. Vor fünf Jahren hat er die Rummelsberger SenTa eröffnet. „Ohne die Tagespflege und mein Netzwerk könnte ich nicht mehr arbeiten“, ist sich Werner Schmidt sicher.

Bei gutem Wetter radelt er mit seiner Monika auf dem Tandem von Feucht ins Stephanus. Während er sich dann bis 16.30 Uhr um die Leitung der Senioreneinrichtung kümmert, weiß er seine Frau in guten Händen. Vier feste Mitarbeitende und einige Praktikant*innen kümmern sich um die aktuell zwölf Tagesgäste. Die meisten von ihnen haben eine demenzielle Erkrankung. „Das ist ein Schwerpunkt unserer Einrichtung“, informiert Pflegefachkraft Rosi Pister. Ältere Menschen, die geistig noch fit sind, können die im April 2021 eröffnete Tagespflege der Rummelsberger Diakonie im neuen Seniorenzentrum Gottfried Seiler in Feucht besuchen.

Beide Tagespflegen haben Montag bis Freitag geöffnet. Bei Bedarf werden die Senior*innen von einem Fahrdienst abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Tagsüber unternehmen die Gäste verschiedene Aktivitäten. Sie singen zusammen Lieder, erledigen leichte Gartenarbeit und backen Kuchen für den Nachmittagskaffee. Außerdem machen die Senior*innen Ausflüge in die Umgebung. „Wir betreuen die Senior*innen nicht nur, sondern aktivieren sie auch“, erklärt Pister das Konzept der SenTas der Rummelsberger Diakonie.

„Natürlich ist das Leben und die Ehe mit einem Partner, der an Demenz erkrankt ist, anders“, sagt Schmidt. Aber anders hieße eben nicht automatisch schlecht. „Ich kümmere mich viel um meine Frau und ohne die Unterstützung unserer Töchter und der Kolleg*innen im Stephanushaus würde ich das auch nicht schaffen“, bedankt er sich. Aber er bekomme auch viel zurück: „Meine Frau ist ein fröhlicher Mensch. Sie lacht viel mit mir und hat absolutes Vertrauen zu mir“, erzählt Schmidt.

Der Diakon will anderen Familien Mut machen und zeigen, dass es auch mit demenzkranken Menschen möglich ist, daheim gut zurechtzukommen. „Klar muss ich manchmal auch konsequent sein“, sagt er. Und er habe sicher auch Glück, dass seine Frau nicht aggressiv reagiere. Und sicher hilft es ihm, dass er als gelernter Krankenpfleger viel fachliches Wissen über die Krankheit hat. „Viele Demenzkranke machen die Nacht zum Tag. Also biete ich meiner Frau mit dem Radfahren Bewegung in der frischen Luft“, sagt Schmidt. Abends sei sie dann müde und schlafe gut. Geholfen hätten ihm auch die Gespräche mit Kolleg*innen. „Franziska Stadelmann von der Fachstelle für pflegende Angehörige im südlichen Nürnberger Land berät Familien, die Demenzkranke Angehörige pflegen und vermittelt auch Alltagsbegleiter*innen, die bei der Betreuung unterstützen können“, informiert Schmidt.

Wie wichtig die Senta und sein Netzwerk sind, um den Alltag zu organisieren, hat ihm die Corona-Pandemie sehr deutlich gezeigt. „Als die Tagespflege über einen Monat geschlossen war, habe ich versucht mit meiner Frau Homeoffice zu machen“, sagt Schmidt, aber das habe nicht gut funktioniert und er sei froh gewesen, als die Einrichtung wieder Gäste aufnehmen durfte. Durch die Corona-Einschränkungen können nicht mehr alle Personen gleichzeitig kommen. Bisher wurden diese Einkommenseinbußen über den Corona-Schutzschirm durch den Freistaat und den Bund ausgeglichen. Der Schutzschirm soll nun Ende September enden und noch ist nicht klar, wie die Finanzierung dann erfolgt. „Wenn die aktuellen Corona-Bestimmungen gültig bleiben, müssen wir über eine Erhöhung des Eigenanteils nachdenken“, sagt Werner Schmidt. Da die meisten Gäste allerdings nur die Zeiten buchen, die die Pflegekasse übernimmt, könnten die Senior*innen weniger kommen und verbrachten mehr Zeit daheim. „Da muss es eine bessere Lösung geben“, fordert Werner Schmidt.

Weitere Infos zu den Seniorentagespflegen der Rummelsberger Diakonie
Kontakt zu Frau Stadelmann von der Fachstelle für pflegende Angehörige im südlichen Nürnberger Land

Von: Heike Reinhold

Diakon Werner Schmidt und seine Frau Monika Graßer-Schmidt meistern gemeinsam den Alltag. Fotos: Heike Reinhold