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27. November 2019

Rummelsberger Diakoniemuseum baut Sammlung auf

Privatleute übergeben erste Gegenstände an Museumsleiter Dr. Thomas Greif

Rummelsberg – „Wissen Sie, es war ja damals eine ganz andere Zeit. Die Leute hatten noch kein Fernsehen und so waren sie ganz begeistert, wenn ihnen mal ein Film gezeigt wurde.“ Mit diesen Worten hat Diakon Helmut Pickel vom Einsatz seines Filmgerätes in den 50er-Jahren in Rummelsberg erzählt. Er selbst habe sich das Gerät damals zusammengespart, weil ihm die Filmarbeit große Freude bereitet habe. „Ich habe dann immer einen Film bestellt, mal ein Spielfilm, mal eine Dokumentation. Die Filmrollen kamen am Bahnhof in Ochenbruck an und dann habe ich übers Wochenende drei- viermal den Film vorgeführt. Bei den Jugendlichen, in der Pflege, im Brüderhaus.“ Nun hat Diakon Pickel das Filmgerät in die Hände des Diakoniemuseums Rummelsberg übergeben. Dort wird es archiviert und einer neu entstehenden Sammlung zugeführt.

Die Kunsthistorikerin Dr. Gabriele Wiesemann, die diese Sammlung aufbauen wird, ist ganz begeistert: „Ich freue mich darauf, all die Gegenstände zu entdecken, die ihre ganz eigene Geschichte mitbringen.“ Ihre Aufgabe wird es in den kommenden Monaten sein, in den Einrichtungen der Diakonie Gegenstände zu beschreiben, zu inventarisieren und zu archivieren, die alle von längst vergessenen Zeiten erzählen. Aber die Verantwortlichen in Rummelsberg hoffen auch darauf, dass Privatleute so wie Diakon Pickel dem Museum Gegenstände zur Verfügung stellen, die im engeren und im weiteren Sinn Kenntnis von der Geschichte der Diakonie geben. Die Inventarisierung ist Teil der von der Europäischen Union geförderten Planungsphase, das Diakoniemuseum zum „Diakoneum“ weiterzuentwickeln.

Schreiner „rettete“ Umzugskiste

Auch Hella Carrara hat anlässlich eines Umzuges zwei große Transportkisten in die Obhut des Museums übergeben. „Eigentlich wollte ich sie ja wegschmeißen, aber einer der Mitarbeiter der Schreinerei sagte, nein, geben Sie die dem Museum.“ Und so setzte sie sich mit Museumsleiter Dr. Thomas Greif in Verbindung und erzählte ihm die Geschichte der großen Kiste. In ihr war das gesamte Hab und Gut ihrer Familie verwahrt, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Bratislava nach Gallneukirchen flüchten musste. Eine Inschrift in der Kiste gibt einen Hinweis auf ihre Besitzerin.

Greif freut sich über diese Leihgabe: „Es sind oft die einfachen, unscheinbaren Gegenstände, die uns ein nachhaltiges Zeugnis vom Leben damals geben.“ Einkaufslisten oder alte Rechnungen sind da genauso interessant wie Alltagsgegenstände, medizinisches Gerät oder alte Schulbücher. „Ich bin sicher, dass auf so manchem Dachboden, in manchem Keller oder tief in den Schränken noch wahre Schätze verborgen sind, die es zu heben gilt. Ich wäre dankbar, wenn die Menschen, die sich von lieb gewonnenen Gegenständen trennen müssen, weil sie umziehen oder vererben wollen, das in ihren Augen vielleicht wertlos Gewordene nicht einfach wegwerfen, sondern uns für den Aufbau einer Sammlung zur Verfügung stellen.“

Die Fördergemeinschaft Burg Burgthann musste zu derlei historischem Verständnis nicht erst überredet werden. Dass Vorsitzende Betty Püntzner das Ölgemälde „Rummelsberg im Bombenhagel (April 1945)“ übergab, hat andere Gründe: „Wir sammeln Dinge aus Burgthann, dieses Bild gehört nach Rummelsberg.“ Wegschmeißen stand für die Burgthannerin nicht zur Debatte.

Museumsleiter Greif: „Oft ist es so, dass Dinge, die einem viel bedeuten, für die nächste Generation bedeutungslos sind. Die Geschichte, die den Dingen anhaftet, ist oft das, was sie so wertvoll macht. Wer möchte, dass die Geschichte weitererzählt wird, wählt oft den Weg, einen Gegenstand oder ein Gemälde einem Museum zu übergeben. Dort wird die Geschichte aufgenommen und zu bestimmten Gelegenheiten immer wieder erzählt.“

Kontaktadresse für Leihgeberinnen und Leihgeber:
Diakoniemuseum Rummelsberg
greif.thomas(at)rummelsberger.net
09128 50 2817

Diakonin Martina Fritze (3.652 Zeichen)

Von: Diakonin Martina Fritze

Betty Pfüntzner, Hans Buchner und Christoph Scholz, alle drei von der Fördergemeinschaft Burg Burgthann, übergeben ein Gemälde. (Foto: Fritze) Diakon Helmut Pickelt reinigt seinen Filmprojektor vor der Übergabe. (Foto: Fritze) Hella Carrara übergibt zwei große Kisten, die die Geschichte ihrer Familie erzählen, an das Museum. (Foto: Fritze)