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16. Dezember 2019

Wichernhaus-Bewohner_innen besuchen Bürgermeister Odörfer

Viele Menschen mit Behinderung wollen selbstständig wohnen, aber der barrierefreie Wohnraum in Altdorf ist knapp.

Altdorf – Besuch im Rathaus: Neun Bewohner_innen des Wichernhauses in Altdorf haben Bürgermeister Erich Odörfer im Rathaus besucht, um ihn nach Lösungen für den fehlenden Wohnraum für Rollstuhlfahrer in Altdorf zu befragen. Denn viele Menschen mit Behinderung haben seit langem ein Problem: Sie wollen selbstständig wohnen und finden keine passende Wohnung.

Joanna Kaletka und Murat Sadi suchen seit vier Jahren nach einer Wohnung, leider erfolglos. „Dabei werden wir doch immer ermutigt, selbstständig zu leben“, bedauern die beiden. Wie ihnen geht es vielen Menschen, die im Wichernhaus der Rummelsberger Diakonie leben. Sie wollen Teil der Gesellschaft sein und mitten in Altdorf wohnen. Aber in Zeiten des Wohnungsmangels ist das nicht so einfach. Wenn es freie Wohnungen gibt, sind sie oft nicht für Rollstuhlfahrer gebaut. Um auf ihre besondere Situation aufmerksam zu machen, haben die neun Frauen und Männer sich einen Termin bei der Stadtverwaltung geben lassen. Im Sitzungssaal wurden sie von Bürgermeister Erich Odörfer empfangen. Ihre Fragen an das Stadtoberhaupt drehten sich vor allem um die staatlich geförderten Wohnungen in der Dora-Hitz-Straße. Ein Aspekt lag ihnen dabei besonders am Herzen: „Warum plant die Stadt nur ein rollstuhlgerechtes Apartment, wo es doch in Altdorf eine große Nachfrage an rollstuhlgerechtem Wohnraum gibt“, fragte Dennis Thomas.

Bürgermeister Erich Odörfer erklärte, dass die 20 Wohnungen alle barrierefrei sind. Das ist mehr, als die bayerische Bauverordnung vorschreibt. Danach muss nur ein Drittel der geförderten Wohnungen barrierefrei sein. Das heißt aber noch nicht, dass sie rollstuhlgerecht sind, denn dafür ist mehr Raum notwendig. So ist zum Beispiel ein Zimmer barrierefrei, wenn man 1,20 Quadratmeter Platz hat, um sich mit dem Rollator oder einem kleinen Rollstuhl umzudrehen. Rollstuhlgerecht ist der Raum, wenn man dafür 1,50 Quadratmeter zur Verfügung hat. Und das gilt für alle Räume, in denen man sich aufhält. Weil die bayerische Bauverordnung aber nicht vorschreibt, dass rollstuhlgerechte Wohnungen gebaut werden müssen, gibt es dafür auch keine staatlichen Zuschüsse. Daher hat die Stadt Altdorf diese Kosten übernommen. Odörfer argumentierte weiter, dass er neben den Menschen mit Behinderung auch allen anderen Bürgern in Altdorf wie zum Beispiel alten Menschen gerecht werden muss. Außerdem unterstützt die Stadt Altdorf aus ihrem Etat auch Träger, die Kindergartenplätze schaffen.

Das Stadtoberhaupt bedauerte, dass es die Frauen und Männer aus dem Wichernhaus schwer haben, eine Wohnung zu finden. Und er erklärte ihnen, dass der Stadt Altdorf die Hände gebunden seien. „Wir haben keine Grundstücke, die wir bebauen können“, sagte er. Bürgermeister Odörfer wies hier allerdings auf das Bauprojekt der Rummelsberger Diakonie hin, das vor drei Jahren an ihn herangetragen wurde und leider nicht richtig weitergehe. 36 Wohnungen sollen gebaut werden und es sei wichtig, dass dieses Projekt jetzt zur Planreife komme. Den Anwesenden riet er, sich schnellstmöglich in die Warteliste einzutragen, die bei der Stadtverwaltung für die neuen Wohnungen in der Dora-Hitz-Straße geführt werden.

Odörfer betonte, dass er es unterstütze, wenn in Altdorf bezahlbarer Wohnraum entstehe und er habe sich bereits bei der Bezirksregierung in Ansbach über Förderprogramme informiert. Sein Ziel: „Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und nicht sagen, die anderen sollen barrierefrei bauen“.

Der Rummelsberger Diakonie bot er an, die Gespräche mit der Bezirksregierung gemeinsam zu führen, wenn der soziale Träger in Altdorf Wohnraum schaffe. Dazu sagte Volker Deeg, Mitglied der Geschäftsleitung der Rummelsberger Behindertenhilfe, auf Anfrage: „Wir nehmen den Wunsch der Bewohnerinnen und Bewohner ernst und suchen nach Lösungen.“ Aber er betonte auch, dass der Bau von neuen Wohnungen nicht primär Aufgabe der sozialen Träger sei.

Von: Heike Reinhold

Bei ihrem Besuch im Rathaus haben Bewohner_innen und Mitarbeitende des Wichernhaus der Rummelsberger Diakonie die angespannte Lage am Wohnungsmarkt in Altdorf thematisiert. Foto: Heike Reinhold