Nürnberg – Hinter den Stiftungen, die mit Hilfe des Rummelsberger Stiftungszentrums gegründet werden, stehen Menschen mit einer bewegten Vergangenheit und Gegenwart. Sie haben unterschiedliche Gründungsgeschichten ihrer Stiftungen, Siglinde Handwerks Geschichte ist eine davon.
Die Sonne spiegelt sich im Glas der unterschiedlich großen und farbigen Bilderrahmen. Die hohen weißen Wände der nach Ost-Westen ausgerichteten Altbauwohnung sind, soweit das Auge reicht, mit den unterschiedlichsten Kunstwerken geschmückt. Das ist Siglinde Handwerks Zuhause. Dort lebt sie mit Unterbrechungen, seitdem sie ein junges Mädchen war.
Geboren in einer streng katholischen Gemeinde in der Oberpfalz, zogen sie und die fünfköpfige Familie vor mehr als siebzig Jahren in die 65 Quadratmeter große Wohnung. Als junge Frau vertrieb sie der Liebeskummer aus der Metropole nach Frankfurt. Kurze Zeit später lebte sie in New York, ihr spärliches Zimmer war übersät mit Küchenschaben. „Ich möchte die Zeit nicht missen. Auch nicht die Küchenschaben“, schwelgt die heute 86-Jährige in Erinnerungen. Ungefähr 1965 muss es gewesen sein, da ist sie in ihr geliebtes Nürnberg zurückgekehrt. Seitdem hat sich in ihren vier Wänden nicht viel verändert.
Doch ist Siglinde Handwerk anders: Auch, wenn sie es wollen würde, kann sie ihr zu Hause nicht mehr verlassen. Das Reizdarmsyndrom zwingt sie dazu, hauptsächlich zu liegen, aus dem Haus zu gehen, traut sie sich nicht. Ihr Appetit bleibt aus und sonst strengt sie jede Bewegung an. Dreimal am Tag kommt der ambulante Pflegedienst zu ihr. Vor gut einem Jahr erprobte sie für sechs Wochen das Wohnen im Stift St. Lorenz der Rummelsberger Diakonie. „Ich hatte Angst, dass es allein zu Hause doch nicht mehr gehen könnte.“ Ihr hat die Zeit mitten in der Nürnberger Innenstadt gut gefallen, trotzdem hat sie sich entschieden, wieder in ihre eigenen vier Wände zurückzukehren, denn „so gut man auch versorgt ist, man ist halt nicht daheim.“
Was ihr auch gefehlt hat, sind ihre Bilder. „Kunst ist für mich essenziell. Ohne Kunst geht es nicht“, erklärt sie. Um diese machte sie sich bereits vor zehn Jahren Sorgen. Was denn werden würde, wenn sie nicht mehr ist. Denn Siglinde Handwerk ist Witwe ohne lebende Verwandte. So gründete sie die Konrad & Siglinde Handwerk Stiftung gemeinsam mit dem Stiftungszentrum der Rummelsberger Diakonie. Zweck der Stiftung ist die Unterstützung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen im Rahmen der Jugendhilfe sowie Einzelfallhilfen für diese.
Die Stiftung würde im Falle ihres Todes als Erbe eingesetzt, was ihr ein wichtiges Anliegen ist. „Ich möchte nicht, dass mein Erbe auf dem Müll landet und bei der Stiftung weiß ich, dass sich die Stiftungsverantwortlichen in meinem Sinne um das Erbe kümmern werden. So bleibt das Lebenswerk von meinem Mann und mir erhalten. Das ist ein gutes Gefühl.“
Obwohl das Leben zurzeit in ihrer Wohnung kräftezehrend ist, würde sie sich kein anderes Zuhause wünschen. „Auch, wenn sich das schlecht planen lässt, möchte ich auch hier sterben und nicht im Heim“, so Siglinde Handwerk.
Weitere Informationen zum Thema der Testaments- oder Stiftungsgründung zur Nachlassgestaltung erhalten Sie unter www.rummelsberger-stiftungszentrum.de oder telefonisch bei Diakon Mathias Kippenberg, Tel. 09128 502299.