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16. August 2019

„Der ungehobelte Holzklotz“

Kunsttherapie, psychomotorische Förderung oder Eltern-Kind-Wochenende – die heilpädagogische Tagesstätte der Rummelsberger Diakonie setzt bei der Förderung individuell beim Kind an.

Nördlingen – „Der ungehobelte Holzklotz“, den Wolfgang Salcher, Bereichsleiter der Rummelsberger Diakonie am Leitungstreffen 2019 im Landratsamt  Donauwörth allen KiTa-Leitungen der Region präsentierte, war nicht etwa ein besonders unfreundlicher Kollege oder ein enorm freches Kind. Es handelte sich dabei vielmehr um eine kunstvoll gestaltete Skulptur, mit Holzspänen-Augen und stacheliger Nagelfrisur. Salcher stellte den Pädagog_innen damit das Ergebnis einer kreativen psychologischen Förderstunde aus dem vorschulischen Bereich der Heilpädagogischen Tagesstätte HPT in Nördlingen vor. „Ich wollte unsere Arbeit veranschaulichen und Interesse für unsere Förderangebote für Kinder im Vorschulalter wecken“, so Salcher.

In der Heilpädagogischen Tagesstätten finden Kinder im Alter zwischen 4 und 13 Jahren Unterstützung, die Schwierigkeiten und Entwicklungsverzögerungen in unterschiedlichen Bereichen haben: Zum Beispiel Kinder mit Störungen des Selbstverständnis oder mit Schwierigkeiten im Sozialverhalten sowie im Lern- und Leistungsbereich. In Nördlingen und Umgebung gibt es jährlich etwa für 220 Kinder einen entsprechenden Förderbedarf. „Aber nur etwa 10 Kinder davon werden bei uns im vorschulischen Bereich aufgenommen“, sagt Salcher. Dabei ist der Pädagoge überzeugt, dass das Angebot der Rummelsberger Diakonie für deutlich mehr Kinder sinnvoll ist.

In der HPT betreuen 9 Mitarbeiter_innen 16 Kinder und Jugendliche im schulischen sowie acht bis 10 Kinder im vorschulischen Bereich. „Dabei beziehen wir in unsere Unterstützung und Förderung auch immer die Eltern mit ein – auch in schwierigen Situationen“, erklärt der Pädagoge. So werden nicht nur die Kinder gestärkt, sondern auch die Eltern gestützt und beraten, sodass das Familiengefüge insgesamt verbessert und gestärkt  werden kann. Tatsächlich gelingt es in den allermeisten Fällen, eine stationäre Unterbringung für die Kinder und Jugendlichen zu vermeiden. „Wir haben jährlich höchstens ein Kind, das wir in eine stationäre Maßnahme übermitteln. Alle anderen können in ihren Familien bleiben und eine Regel- oder Förderschule besuchen“, freut sich Salcher. Aus einem unbearbeiteten Stück Holz ein einzigartiges Kunstwerk zu formen – das schaffen die Mädchen und Jungen in der HPT Nördlingen sowohl in der Beschäftigungstherapie als auch mit ihrem eigenen Leben.

Gerne hätte der Bereichsleiter all dies am Leitungstreffen im Landratsamt ausführlich vorgestellt, doch seine Redezeit war nur kurz und so lies Salcher den „ungehobelten Holzklotz“ für sich sprechen. Nach einer kurzen Einleitung zu Kunstwerk und Thema, lud er die Anwesenden ein, sich über die Arbeit direkt in der HPT zu informieren. Mit Erfolg. An zwei Abenden im Juli durften die Mitarbeiter_innen der HPT insgesamt 70 Pädagog_innen aus dem KiTa- und Grundschulbereich in der Einrichtung in Nördlingen begrüßen und ihnen in fünf Stationen die Arbeit der HPT, besonders im vorschulischen Bereich, vorstellen. „Die Anwesenden waren alle sehr interessiert und zum Teil auch sehr begeistert. Mit vielen von ihnen stehen wir seither in regelmäßigem Austausch“, freut sich Salcher.

Von: Stefanie Dörr und Wolfgang Salcher

Der „ungehobelte Holzklotz“ ist in Wahrheit eine sehr kunstvolle gestaltete Holzskulptur, entstanden in einem kunsttherapeutischen Angebot der HPT Nördlingen. Foto: Wolfgang Salcher