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16. Januar 2018

Filmreifes Musik-Integrationsprojekt

Angehender Heilerziehungspfleger bringt Jugendliche verschiedener Kulturen zusammen

Ebenried/ Ingolstadt – „Identität“ ist der schlichte Titel eines alles anderen als schlichten Projekts: Es bringt Jugendliche in Ingolstadt zusammen – einige mit Fluchterfahrung, andere mit Migrationshintergrund und auch einheimische junge Leute sind dabei. Khoder Abou-Riche hat es ins Leben gerufen. Er steckt gerade mitten in der Ausbildung zum Heilerziehungspfleger an der Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe in Ebenried. „Die Herkunft ist immer ein Thema“, sagt er und verdreht dabei ein bisschen die Augen. Allein schon wegen seines Namens wird er immer wieder darauf angesprochen. Seine Eltern sind 1986 wegen des Bürgerkriegs im Libanon nach Deutschland geflohen. „Ich bin zwischen zwei Kulturen aufgewachsen“, erzählt der 30-Jährige.

Entstanden ist die Idee zu dem Projekt „Identität“, als Abou-Riche fast zwei Jahre lang mit unbegleiteten Minderjährigen in Ingolstadt arbeitete. Einige rappten ebenso gerne wie er. „Mit manchen habe ich mich immer wieder mal zum Jamen getroffen“, erinnert er sich. Mit einem jungen Syrer entstand im Laufe der Zeit ein Lied über dessen Flucht – inklusive Musikvideo. So kam dem angehenden Heilerziehungspfleger die Idee, mehr Jugendliche zusammenzubringen und das Ganze größer aufzuziehen.

Dafür musste er sich aber erst einmal auf die Suche nach einer Finanzierung machen. Das klappte schließlich: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit Geld aus dem Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Auch die Vereine „Künstler an die Schulen“, „Kunst und Kultur Bastei“ sowie der Jugendmigrationsdienst Ingolstadt und die Türkische Gemeinde in Deutschland unterstützen „Identität“. So entstanden nicht nur zehn Songs, ein Gedicht und vier Musikvideos, sondern auch jede Menge neue Freundschaften.

Heilerziehungspfleger sind Allrounder

Von Khoder Abou-Riches Leidenschaft fürs Filmen profitiert auch die Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe in Ebenried. Ob ein Kurzclip über die verschiedenen Wahlfächer oder ein Drohnenflug übers Schulgelände – dem 30-Jährigen fällt immer etwas ein. Ursprünglich ist er gelernter Zerspanungsmechaniker, die Arbeit an Maschinen reichte ihm aber irgendwann nicht mehr. „Ich wünsche mir eine nachhaltige Aufgabe“, sagt er. Deswegen will er Menschen, die Hilfe brauchen, unterstützen. Erst arbeitete er als ungelernte Kraft mit Menschen mit Behinderung und unbegleiteten Minderjährigen, dann entschied er sich für eine Ausbildung im sozialen Bereich. „Der Heilerziehungspfleger ist der Allrounder“, erklärt Abou-Riche seine Wahl. „An der Schule hier hab‘ ich mich vom ersten Tag an wohlgefühlt.“

Jetzt ist er bereits im zweiten Ausbildungsjahr. Trotz Schule, der Arbeit im Jugendzentrum Manching und mit Jugendlichen in Pfaffenhofen, die von der Schule ausgeschlossen wurden, ist er weiterhin in seiner Freizeit sehr aktiv. Auch in Sachen Film. „Das Coolste, das ich bisher gemacht hab‘, war ein Musikvideo für eine Metal-Band“, erzählt er. Da hat er’s richtig krachen lassen – inklusive Feuer und Spezialeffekte. Und auch mit dem Projekt „Identität“ geht es weiter: Im Februar startet er die nächste Runde, diesmal plant er mit den Teilnehmern des Workshops einen Kurzfilm. Junge Leute, die sich für Film, Musik, Schnitt und die Auseinandersetzung mit dem Thema Identität interessieren, können sich per Mail bei Khoder Abou-Riche melden unter: k.abou-riche(at)gmx.de

Von: Andrea Wismath

Filmreif: Khoder Abou-Riche mit seinem Lieblingswerkzeug, der Videokamera. Foto: Andrea Wismath