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Die Rummelsberger

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30. März 2023

Viel Struktur unter freiem Himmel

Inklusive Streuobstwiese der Rummelsberger Diakonie in Hersbruck wird zu einem Treff für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung.

Hersbruck – Vor einem Jahr kam die Zusage der Aktion Mensch: Das Projekt inklusive Streuobstwiese des Fachbereichs Autismus der Rummelsberger Diakonie in Hersbruck konnte starten. Agrar- und Umweltpädagogin Alina Stampfl (38) leitet die inklusive Streuobstwiese. Zum Welt-Autismustag am Sonntag, 2. April, berichtet sie von geplanten Veränderungen auf der Wiese auf dem Campus Haus Weiher und warum der Job ein Traumjob ist.

Frau Stampfl, was ist das Ziel des Projekts inklusive Streuobstwiese?
Alina Stampfl: Mit der inklusiven Streuobstwiese haben wir die Chance, in Hersbruck einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen mit und ohne Beeinträchtigung kennenlernen und austauschen können. 14 Autist*innen besuchen gerade die Förderstätte des Fachbereichs Autismus in Hersbruck. Viele verbringen gerne Zeit auf der Wiese. Die Arbeit unter freiem Himmel tut uns Menschen gut. Die frische Luft macht müde und glücklich. Ich liebe es auch, auf der Wiese zu sein.

Sie sind Agrar- und Umweltpädagogin. Wie sind Sie im sozialen Bereich gelandet?
Alina Stampfl: Aus Interesse, weil ich die Arbeit mit Menschen mit Behinderung schon immer spannend fand. Aber eben auch die Landwirtschaft. Ich stamme aus Südtirol und habe nach meinem Studium in Wien als Lehrerin für biologischen Gemüsebau für Jugendliche mit Behinderung in Wien gearbeitet. Mein Mann stammt aus Nürnberg und so entschieden wir, ins Nürnberger Land zu ziehen. 2015 habe ich mich dann bei den Rummelsbergern beworben.

Was geschieht auf der Wiese?
Alina Stampfl: Grob gesagt erledigen wir Aufgaben rund um Baum- und Wiesenpflege und ab Spätsommer ernten wir Äpfel, Birnen und Mirabellen. Die Teilnehmer*innen der Förderstätte können sich von März bis Oktober täglich auf der Wiese beschäftigen. Wir schneiden Bäume, mähen den Rasen und pflanzen Blumen und Sträucher. Nach getaner Arbeit können wir in gemütlichen Hängematten und -sesseln Pause machen und entspannen. Ein Traum.

Seit September vergangenen Jahres organisieren Sie Veranstaltungen für alle Hersbrucker‘*innen?
Alina Stampfl: Unsere erste Feier war die Einweihung der Streuobstwiese. Und dann haben wir die Mittmach-Mittwoche gestartet. Dann können alle kommen, zum Helfen oder zum Natur genießen. Dabei haben wir gemerkt, dass für einige Autist*innen mehr Struktur wichtig ist, um den Nachmittag zu genießen. Daher haben wir unsere Veranstaltungsplanung angepasst. Wir erstellen Ablaufpläne und Programme in leicht verständlicher Sprache. Diese schicken wir den Teilnehmer*innen im Vorfeld zu. So können sie sich auf den Nachmittag vorbereiten. Wir starten jetzt pünktlich mit der Besprechung des Programms und halten uns dann auch an den Ablauf. Natürlich muss nicht jeder pünktlich zur Programmbesprechung da sein.

Welche Maßnahmen sind noch geplant?
Alina Stampfl: Wir unterstützen die Autist*innen im Fachbereich mit Methoden der Unterstützten Kommunikation (UK). Wir setzen zum Beispiel Tablets mit Sprachausgabe ein und Bildkarten. Die Bildkarten kommen nun auf der Wiese verstärkt zum Einsatz. Wir haben uns ein System überlegt, wie die Teams sozusagen an einer Arbeitsstation einchecken können. Dazu werden wir an den Bäumen ein individuelles Holzschild mit einer Eincheckbox befestigen. In diese können wir dann die Bildkarten mit den anfallenden Arbeiten oder einer Pause anbringen. Mit Hilfe eines Timers, einer speziellen Uhr, die Zeit visualisiert, wissen die Klient*innen, wie lange sie arbeiten, bevor es eine Pause gibt.

Dürfen nur Autist*innen, die in Hersbruck wohnen oder arbeiten die Wiese besuchen?
Alina Stampfl: Anfangs war das schon so. Aber inzwischen haben wir uns sortiert und Autist*innen aus der Gegend sind herzlich eingeladen, Zeit auf unserer schönen Wiese zu verbringen. Aber nicht nur Autist*innen jeder ist bei uns herzlich willkommen.

Weitere Informationen zum inklusiven Streuobstwiese stehen hier: rummelsberger-diakonie.de/wiese.

Das Interview führte:

 

 

 

Von: Heike Reinhold

Blätter wegräumen, Bäume beschneiden, Obst ernten: Die Arbeit auf der Wiese ist vielfältig und macht Nicolas Wolf und Projektleiterin Alina Stampfl viel Spaß. Foto: Simon Malik