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19. Oktober 2018

„Wer hat hier das Sagen?“

Prof. Dr. Arne Manzeschke spricht beim 13. Fachtag Demenz und Sterben über ethische Dilemmata im Umgang mit sterbenden und schwer kranken Menschen

Nürnberg – „Dein Wille – mein Wille: unumstößlich? Autonomierechte von Betreuten und Mitarbeitenden“ lautet das Thema des 13. Fachtags Demenz und Sterben. Was sich konkret dahinter verbirgt, macht Prof. Dr. Arne Manzeschke, Leiter der Fachstelle für Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen an der Evangelischen Hochschule Nürnberg, an einem prominenten Beispiel deutlich: an dem des Tübinger Altphilologen und bekannten Schriftstellers Walter Jens (1923-2013). Dieser brillante Geist erkrankte an einer Demenz, hatte aber vorgesorgt: Er verfügte, Sterbehilfe in der Schweiz in Anspruch nehmen zu wollen, wenn er seine geistigen Fähigkeiten verlieren würde. Doch – so erzählt Prof. Manzeschke, der bei Jens in Tübingen studiert hatte, – als es soweit war, schien Walter Jens sein Leben so zu genießen, wie es war. „Ist doch ganz schön“, soll er eines Morgens zu seinem Sohn gesagt haben. „Wie entscheiden Sie dann?“, fragt Arne Manzeschke.

Solche ethischen Fragen sind für die meisten Menschen nicht alltäglich. Fachkräfte in Senioreneinrichtungen, Krankenhäusern und Hospizen kennen diese Situationen aber sehr gut. Sie müssen immer wieder entscheiden, was im konkreten Fall Vorrang hat: Die Wünsche der Menschen, die schwer krank sind und im Sterben liegen, oder die fachlich begründeten Entscheidungen der Pflegenden oder behandelnden Personen. Im Falle des Walter Jens war es für Familie und Angehörige klar: „Sie haben entschieden, dass er leben möchte“, erinnert sich Prof. Manzeschke. Die einst unter anderen Bedingungen gemachte Verfügung schien durch das zaghafte, aber doch klar artikulierte ,Ja zum Leben‘ nichtig geworden zu sein.

Der 13. Fachtag Demenz und Sterben ist eine gemeinsame Veranstaltung von sechs Institutionen: Akademie für Hospizarbeit und Palliativmedizin Nürnberg, Diakonie Neuendettelsau, Angehörigenberatung e.V. Nürnberg, Klinikum Nürnberg, Alzheimer Gesellschaft Mittelfranken e.V. und Rummelsberger Diakonie e.V. Ziel des Fachtags ist es, hauptamtlich Tätigen und geschulten Ehrenamtlichen wichtige Fach-Informationen an die Hand zu geben und ihnen gleichzeitig Ideen zu liefern, wie sie ihre Handlungssicherheit in ethisch schwierig zu bewertenden Situationen erhöhen. Prof. Manzeschke lädt besonders Fachkräfte ein, die unter enormen Arbeits- und Zeitdruck stehen: „Nehmen Sie sich diesen Tag Zeit, um genauer hinzusehen. Es lohnt sich!“

Info und Anmeldung:

Der 13. Fachtag Demenz und Sterben findet am Freitag, 30. November 2018, von 9 bis 17 Uhr im eckstein, Burgstraße 1-5, in Nürnberg statt. Die Teilnahme kostet 120 Euro inklusive Verpflegung (ermäßigt 110 Euro). Anmeldung bis 16. November 2018 unter www.hospizakademie-nuernberg.de

Von: Andrea Wismath

Prof. Dr. Arne Manzeschke leitet die Fachstelle für Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen an der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Er ist einer der Referenten beim Fachtag „Demenz und Sterben“ am 30. November im Haus Eckstein. Foto: Andrea Wismath