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12. Juni 2017

„Kinder finden Spaß an Gebärden“

Psychologin Sabine Wangerin über Gebärdensprache in der Heilpädagogischen Ambulanz in Rummelsberg

Rummelsberg – In der Heilpädagogischen Ambulanz der Fachakademie für Heilpädagogik in Rummelsberg erhalten Kinder mit Entwicklungsproblemen und Verhaltensschwierigkeiten bis Schuleintritt Unterstützung, Förderung und Begleitung. Die Psychologin Sabine Wangerin ist Dozentin an der Fachakademie. Die 59-Jährige arbeitet bei Bedarf in der Heilpädagogischen Ambulanz mit und berät unter anderem Eltern rund um die Themen Sprachentwicklung, Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit. Am Tag der offenen Tür erklärte sie, wie die Gebärdensprache zum Beispiel zur Unterstützung der Sprachentwicklung eingesetzt wird.

Frau Wangerin, Sie haben am Tag der offenen Tür den Besuchern einige Gebärden beigebracht. Ist es eigentlich schwer, Gebärdensprache zu lernen?

Sabine Wangerin: Ich arbeite seit fast 30 Jahren mit Gehörlosen und mit Schwerhörigen. Aber ich lerne immer noch neue Gebärden dazu. Um Gehörlose zu verstehen, braucht es viel Übung und Zeit. Ich habe mich über viele Jahre intensiv mit dem Thema beschäftigt und weitergebildet, beispielsweise in der Gehörlosenseelsorge.

Fällt Kindern das Erlernen einfacher?

Sabine Wangerin: Kinder lassen sich leicht für Gebärden begeistern. Sie lernen schnell dazu und auch hörende Kinder finden Spaß an den Gebärden. Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerungen beziehungsweise schwerhörige und gehörlose Kinder werden häufiger Außenseiter. Sie können sich nicht wie andere Kinder verständigen und werden deshalb öfters ausgegrenzt. Diese Kinder können sich dank der Gebärdensprache mitteilen beziehungsweise mit den Gebärden verständlicher ausdrücken.

Können die Kinder, mit denen Sie in Ihrer Arbeit zu tun haben, bereits die Gebärdensprache?

Sabine Wangerin: Das ist sehr unterschiedlich. Kinder deren Eltern gehörlos sind, können meistens schon recht viele Gebärden. Manche verwenden jedoch andere Gebärden als üblich. In einem solchen Fall muss ich mit ihnen in ein Gespräch kommen und wir einigen uns, welche Gebärde wofür verwendet wird. Andere Kinder haben einen sehr geringen Wortschatz, der ausgebaut werden muss. Das heißt, sie lernen mit mir neue Gebärden. Wichtig ist, auch die Eltern mit ins Boot zu holen.

Wie setzen Sie die Gebärdensprache in Ihrer Arbeit ein?

Sabine Wangerin: Kinder mit einer Sprachentwicklungsverzögerung können mit sprachbegleitenden Gebärden und Bildkarten, der sogenannten unterstützenden Kommunikation, in ihrer Sprachentwicklung gefördert werden. Die Gebärden dienen dann als Untermalung für das Wort. Einige Kinder können so mit der Zeit auch mit immer weniger Gebärden auskommen. Wichtig ist jedoch immer, individuell auf das Kind einzugehen. Manchmal reicht es auch, das Kind einfach in seiner Kommunikationsweise zu bestärken.

Wie können Eltern das Angebot der Heilpädagogischen Ambulanz nutzen?

Sabine Wangerin: Zu Beginn können Eltern einen kostenlosen Beratungstermin vereinbaren. Gemeinsam und in Abstimmung mit dem Kinderarzt wird dann entscheiden, welche Förderung und Unterstützung das Kind braucht.

Von: Aiga-Maria Junker

Psychologin Sabine Wangerin berät in der Heilpädagogischen Ambulanz in Rummelsberg rund um die Themen Sprachentwicklung, Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit.