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17. November 2017

Kulturelle Umdenkprozesse finden nicht in zwei Jahren statt

Dr. Uta Dauke, Vizepräsidentin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, spricht beim Rummelsberger Forum über Flüchtlings- und Einwanderungspolitik

RummelsbergZum Rummelsberger Forum hat die Rummelsberger Diakonie vergangenen Donnerstag in die Philippuskirche und zum anschließenden Empfang ins Tagungszentrum der Rummelsberger Akademien eingeladen.

Dr. Günter Breitenbach, Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Diakonie, begrüßte die Anwesenden in der voll besetzten Philippuskirche, zu denen neben Vertretern der Rummelsberger Diakonie auch Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Diakonie gehörten. „Es gibt sicher gefälligere Themen für einen Jahresempfang als die Flüchtlingsproblematik. Aber manche Fragestellungen bleiben einfach auf der Tagesordnung“, erklärte Breitenbach die Themenwahl. „Unser Auftrag als diakonischer Träger ist und bleibt Fremde beherbergen“.

Diakon Georg Borngässer, Pressesprecher der Rummelsberger Diakonie und Moderator des Abends, begrüßte im Anschluss vier junge Geflüchtete, die kurz aus ihrem Leben berichteten. Sie machen in Deutschland eine Altenpflegehilfeausbildung in der Rummelsberger Altenpflegeschule in Nürnberg. „Ich komme aus Madagaskar, dort habe ich Umwelt-Technik studiert. In Deutschland konnte ich nicht weiterstudieren. Altenpflege ist nicht mein Traum gewesen. Aber es wird gebraucht“, erzählte Angele Marie Raharinjato.

Die musikalische Begleitung des Abends, das Blechbläserensemble BlechMafia, fing die durch die Schicksale der jungen Menschen gedrückte Stimmung auf.

Im Anschluss antwortete Dr. Uta Dauke, Vizepräsidentin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), auf die Frage „Brauchen wir eine Neuorientierung in der Flüchtlings- und Einwanderungspolitik?“. Sie berichtete von politischen Entscheidungen, von Strategien und Prognosen und ging in der anschließenden Diskussion auch auf Fragen aus dem Publikum ein. Die Rolle von Kirche und Diakonie sehe sie im Prozess der Migration vor allem im Bereich der Integration. „Kirchen sind wichtige Integrations-Scharniere für Schutzsuchende, Geflüchtete finden hier Ansprechpartner. Und die Wertevermittlung findet zum großen Teil hier statt.“ Integrationskurse findet sie wichtig, weiß aber auch, dass diese nicht das Allheilmittel für mangelnde Integration sein können. „Kulturelle Umdenkprozesse finden nicht in zwei Jahren statt, das dauert Jahre.“ Zwar sei man im BAMF dazu übergegangen, von Geflüchteten statt von Flüchtlingen zu reden. „Aber Ankömmlinge werden nicht immer daraus, manchmal gelingt die Integration auch nicht.“ Dann sei geregelte Rückkehr unumgänglich.

Vor allem machte Dauke den Anwesenden aber Mut, Geflüchtete als Chance zu begreifen. „Ich habe talentierte, motivierte und intelligente junge Menschen getroffen, die sich toll in unsere Gesellschaft integriert haben. Das sind Hoffnungsträger und die besten Botschafter für unser Asylsystem.“ Besonders bedenklich sei es ihrer Meinung nach, das vorherrschende Sicherheitsgefühl und das Asylrecht gegeneinander auszuspielen. Daher sei es wichtig, so Dauke, dass die Geflüchteten ein sicheres Asylverfahren durchlaufen. „Denn dann können sie von der Bevölkerung als Chance für unser Land begriffen werden.“

Von: Arnica Mühlendyck

Momand Amjadali, Amadou Jallow, Angele Marie Raharinjato, Isa Isahzai, Dr. Uta Dauke, Dr. Günter Breitenbach und Diakon Georg Borngässer gestalteten gemeinsam das Rummelsberger Forum 2017. Foto: Mühlendyck