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Die Rummelsberger

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07. November 2017

Zeichnend zurück ins Leben

Seit seinem Unfall zeichnet Markus Hofmann intensiver als vorher – Seine Werke stellt er in den Räumen der Beratungsstelle für Menschen mit erworbener Hirnschädigung der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg aus

Nürnberg – Markus Hofmann braucht es leise, um sich zu konzentrieren. Keine Musik, am besten Stille. Das war nicht immer so. Früher hat Musik ihn inspiriert. „Früher“ hat für Markus Hofmann eine besondere Bedeutung. Denn es bedeutet: vor dem Fahrradunfall. Vor dem 2. Juni 2000, als ein Autofahrer den damals 38-Jährigen umgefahren hat. Markus Hofmann ist hart mit dem Kopf auf den Asphalt geschlagen. Er erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Sein anderes Leben begann mit drei Wochen Koma und vier Wochen Wachkoma. Markus Hofmann kämpfte sich zurück. Heute arbeitet er als Künstler. Eine Auswahl seiner Bilder ist ab Montag, 13. November, ein halbes Jahr lang in der Beratungsstelle für Menschen mit erworbener Hirnschädigung der Rummelsberger Diakonie in der Nürnberger Südstadt zu sehen. Gleichzeitig wird dort eine Wanderausstellung des FORUMS GEHIRN gezeigt. Unter dem Motto „Lust am Leben“ geben die Werke einen Einblick in den Alltag von Menschen mit einer Hirnverletzung. 

„Ohne zu zeichnen, kann ich nicht schlafen“, sagt Markus Hofmann. Sein Schreibtisch steht am Fenster. Falls das Licht nicht reicht, leuchtet eine Zeichenlampe den Arbeitsplatz komplett aus. Die Arbeitsplatte ist benutzt, überall sind kleine Farbtupfer zu sehen. In alten Konservendosen stecken Stifte und Pinsel. Seine Lieblingsfarben sind warme Herbsttöne. In seinen Bildern versteckt er gerne Gesichter und Figuren. Die Ideen schöpft er aus seiner Erinnerung. Manchmal beschäftigt er sich mit politischen Themen wie etwa dem Terroranschlag vom 11. September 2001 auf die Zwillingstürme in New York.

Nach dem Unfall hat Markus Hofmann wieder Laufen gelernt, Sprechen, Lesen und Schreiben. Dennoch kann der heute 55-Jährige nicht mehr als Architekt arbeiten. Statt Pläne für Kino-Großprojekte wie den Neubau des Cinecittàs in Nürnberg oder des Utopolis in Coburg zu zeichnen, malt er nun Aquarelle. Künstler wollte Markus Hofmann eigentlich schon nach dem Abitur werden. Aber er hat sich für ein Studium der Architektur an der Hochschule Coburg entschieden, weil man mit „Baukunst“ mehr verdienen könne. „Mit der Ausstellung will ich den Besuchern zeigen, dass ich auch nach meinem Unfall kreativ arbeiten kann“, sagt Markus Hofmann.

Die Ausstellung eröffnet am Montag, 13. November, um 16.30 Uhr in den Räumen der Beratungsstelle für Menschen mit erworbener Hirnschädigung in der Ajtoschstrasse 6 in Nürnberg. Neben den Werken von Markus Hofmann können sich die Besucher auch Exponate der Wanderausstellung „Lust am Leben“ ansehen. Die Bilder des FORUMS GEHIRN geben einen Einblick in den Alltag von Menschen mit einer Hirnverletzung. Zur Vernissage ist jeder eingeladen, um eine telefonische Anmeldung unter Telefon 0911 39 36 34 210 wird bis Freitag, 10. November, gebeten. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung ist montags bis donnerstags zu den Öffnungszeiten der Beratungsstelle für Menschen mit erworbener Hirnschädigung der Rummelsberger Diakonie zwischen 9 Uhr und 16 Uhr, freitags von 9 bis 13 Uhr zu sehen.

Von: Heike Reinhold

Der Nürnberger Künstler Markus Hofmann nutzt für seine Aquarelle gern warme Herbsttöne. Foto: Heike Reinhold Katrin Frank von der Beratungsstelle für Menschen mit erworbener Hirnschädigung der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg hat die Ausstellung mit Werken von Markus Hofmann mitorganisiert. Foto: Heike Reinhold