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22. Februar 2017

Immer mehr Unternehmen setzen auf betriebliche Pflegelotsen

Interesse an der Fortbildung ist vor allem in den Städten der Metropolregion groß

Erlangen/ Nürnberg – In immer mehr Unternehmen setzt sich die Erkenntnis durch, dass Mitarbeitende heutzutage nicht nur Familie und Beruf, sondern verstärkt auch Pflege und Beruf miteinander vereinbaren müssen. Seit Oktober 2015 bildet die Rummelsberger Diakonie betriebliche Pflegelotsen aus. Sie bieten Kolleginnen und Kollegen erste Orientierung durch den „Pflegedschungel“ und vermitteln sie zu Fachberatungsstellen. „In Nürnberg war der Kurs nach drei Tagen ausgebucht“, sagt Diakonin Tina Dehm von der Rummelsberger Diakonie. Sie sieht darin ein Zeichen, dass die Arbeitgeber in der Region die Relevanz des Themas erkannt haben.

Für die aktuelle Fortbildung, veranstaltet von der Initiative Familienbewusste Personalpolitik und der Diakonischen Akademie Rummelsberg in Kooperation mit dem Erlanger Bündnis für Familien und der Stadt Erlangen, haben sich 19 Männer und Frauen angemeldet. Die Bandbreite reicht vom kleinen Familienbetrieb bis zum börsennotierten Konzern. Viele waren schon selbst in der Situation, dass ein Angehöriger plötzlich pflegebedürftig wurde. „Da habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, Informationen zu bekommen“, sagt Seminarteilnehmerin Brigitte Bürk. Sie arbeitet als Führungskraft bei einem mittelständischen Unternehmen in Erlangen. „Wir möchten ein guter Arbeitgeber sein“, betont sie. Dazu gehöre auch, den Mitarbeitenden Unterstützung rund um das Thema Pflege anzubieten.

Vorsorgevollmacht ist Thema

Auch Physiotherapeut Carsten Lang hat festgestellt, dass immer mehr Kollegen pflegebedürftige Eltern haben. „Viele haben Fragen, wie sie das mit ihrer Berufstätigkeit vereinbaren können“, erzählt er. Bei der dreitägigen Fortbildung zum betrieblichen Pflegelotsen erhalten die Teilnehmer Informationen zur Pflegeversicherung, zu ambulanten und stationären Leistungen sowie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Weitere Schwerpunkte sind Demenz, Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung, Hospizarbeit und Palliative Care. In der letzten Einheit stellen sich Beratungsangebote aus der Region vor. Das sind beispielsweise Fachstellen für pflegende Angehörige, Pflegestützpunkte, Seniorenbeauftragte oder Hospize. Denn die Pflegelotsen sollen Hilfesuchenden eine erste Orientierung bieten, keine rechtliche Beratung leisten.

In einem Kommunikationstraining lernen die Teilnehmer, wie sie ein Gespräch vorbereiten und führen. „Die emotionale Bedürftigkeit steht doch im Mittelpunkt“, sagt Brigitte Bürk. Wer plötzlich in die Situation gerät, dass er einen Angehörigen pflegen muss, fühlt sich vermutlich überfordert. Deswegen übt Thorsten Franke, Dozent an der Fachakademie für Heilpädagogik Rummelsberg, mit den angehenden Pflegelotsen, wie sie ein Gespräch strukturieren. „Ihre Rolle ist, mit dem Ratsuchenden den ersten Schritt zu erarbeiten“, stellt der Diakon klar. Die große Gefahr sei, sein Gegenüber mit Informationen zu überschütten. Dabei gehe es im Erstgespräch eher darum, zuzuhören.

Brigitte Bürk und Carsten Lang haben sich fest vorgenommen, ihre Tätigkeit als betriebliche Pflegelotsen rasch in den Unternehmen bekannt zu machen. Die Mitarbeitenden sollen wissen, wo sie sich vertraulich hinwenden können. Brigitte Bürk will nach Abschluss der Fortbildung alle Kolleginnen und Kollegen schriftlich darüber informieren, was sie als Pflegelotse für sie tun kann. Tina Dehms Erfahrung zeigt, dass diejenigen Firmen das Angebot am besten etablieren konnten, in denen es vorher schon entsprechende Strukturen gab. Etwa ein betriebliches Gesundheitsmanagement oder eine Sozialberatung.

Nächste Termine:

Nürnberger Land: 24.04.17, 09.05.17, 17.05.17
Nürnberg: 04.07.17, 13.07.17, 18.07.17

www.diakonische-akademie.org/anmeldeformular

Von: Andrea Wismath

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Brigitte Bürk und Carsten Lang üben im Rollenspiel, wie sie als Pflegelotsen ein Gespräch mit ratsuchenden Kolleginnen und Kollegen führen. Foto: Andrea Wismath