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19. Juli 2018

Dem Tod ein Schnippchen schlagen

Die Schauspielerinnen und Schauspieler der Theatergruppe Wichernrummel zeigen bei ihrer Interpretation des „Brandner Kaspars“, was in ihnen steckt.

Altdorf bei Nürnberg – Ein bisschen nervös sind sie, die Schauspielerinnen und Schauspieler der Theatergruppe Wichernrummel. Völlig verständlich, schließlich stehen sie kurz vor der Prämiere des Stücks „Der Wichernkaspar schaut ins Paradies“. Das Theaterstück, das frei nach Kobells Erzählung „Brandner Kaspar“ interpretiert wurde, zeigt, wie der 72-jährige Kaspar dem Tod von der Schippe springt – und ihn über einigen Gläsern Kirschgeist überzeugt, ihn noch weitere 18 Jahre auf der Erde bleiben zu lassen.

Doch erst heißt es noch etwas Geduld: Als Vorprogramm vor der ersten Vorstellung zeigen die Künstlerinnen und Künstler des Zirkus „Flip Flop“ mit Jonglage, Devil Sticks und Zauberei, was sie im vergangenen Jahr gelernt haben. Die Schülerinnen und Schüler des Wichernhauses bringen sogar einen „echten“ Elefanten auf die Bühne, der ein großes Tanztalent an den Tag legt.

Und dann ist es so weit. Die Theatergruppe Wichernrummel tritt auf die Bühne, 150 Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen im Publikum. Die Nervosität ist allerdings bald vergessen. Spätestens als der Tod das erste Mal um die Ecke spitzt und Kaspar, gespielt von Anette, schaudert, sind alle Schauspielerinnen und Schauspieler völlig in ihren Rollen versunken. Da ist Kaspars Enkelin Marei, dargestellt von Alicia, die zwischen zwei Verehrern (Marvin und Sarah) hin und hergerissen ist. Der 18-jährige Max stellt den Bürgermeister dar, der vehement nach den Wilderern sucht, die sich an seinem Wildschweinbestand vergreifen. Und natürlich Kaspar, dem das Leben einfach zu viel Freude macht, als dass er mit dem Tod gehen würde. Also überlistet er den Tod, gespielt vom 17-jährigen Anton, über einer Flasche „Kirschgeist“ und einem Kartenspiel und handelt heraus, dass er erst mit 90 Jahren die Erde verlassen muss.

Die folgenden Jahre verbringt Kaspar damit, illegal Wildschweine zu jagen und den Bürgermeister damit zur Weißglut zu treiben. Bis ein Jagdunfall für seine Enkelin Marei tödlich ausgeht. Als Marei durch die Himmelspforte tritt und dort auf die Engel Michaela und Petra (Anni und Emilia) trifft, fliegt der Schwindel auf: Der Tod soll nun den Kaspar zu seinem rechtmäßigen Ende verhelfen. Das tut er nur zu gerne – schließlich hat er selbst auch langsam Gefallen am Kirschgeist gefunden.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler zeigen, was in ihnen steckt: Über der Darstellung gerät völlig in Vergessenheit, dass Anton, der Tod, Schwierigkeiten mit dem Gehen und Sprechen hat, dass Max einen Sprachcomputer benutzt, um seinen Wildschweinfrust zu äußern und dass die Engel mit Rollstuhl und Gehhilfe auf die Bühne kommen. Hier stehen keine jungen Menschen mit Behinderung auf der Bühne, sondern Schauspielerinnen und Schauspieler, die monatelang auf diese Aufführung hingeübt haben und ihr ganzes Herzblut hineingesteckt haben. Und auch das Publikum ist beeindruckt vom Talent der jungen Leute – Standing Ovations am Ende zeigen das eindeutig. Wenn die Heilige Michaela den Tod ausschimpft, möchte man nicht in seiner Haut stecken. Und das Leid des von Marei verschmähten Liebhabers ist ebenfalls mit den Händen greifbar.

Susanne Abel, die gemeinsam mit Anita Kürzinger die Theatergruppe leitet, ist stolz auf die jungen Menschen. „Wie sie aus so unterschiedlichen Altersgruppen zusammengewachsen ist, das ist einfach toll“, schwärmt sie. „Wenn da jemand im Text springt, ist das kein Problem. Die Zuschauer merken nicht mal etwas von der Panne, da das jeweilige Gegenüber sofort perfekt reagiert. Sie alle bringen einen unglaublichen Ehrgeiz, eine Ernsthaftigkeit und vor allem eine große Spielfreude mit.“

Am Ende geht übrigens alles gut aus: Kaspar und Marei dürfen zusammen ins Paradies eintreten, der Tod verliert seinen Job doch nicht und mit dem Wildern auf der Erde hat es auch ein Ende – so kann auch der Bürgermeister wieder ruhig schlafen.

Von: Arnica Mühlendyck

Der „Tod“ ist ein echter Spitzbub: Um keine Antwort verlegen, auch nachdem der Kaspar ihn hereingelegt hat. Kaspar überredet den Tod, sich bei einem Gläschen „Kirschgeist“ nochmal über die Sache mit dem Sterben zu unterhalten – mit Erfolg. Anni, die „Heilige Michaela“, schaut, wer schon wieder an der Himmelspforte klopft. Endlich sind Kaspar und seine Enkelin Marei wieder vereint – im Paradies. Die Zirkusgruppe „Flip Flop“ aus dem Wichernhaus gestaltet das Vorprogramm. Sogar ein „echter“ Elefant tritt auf.