Menschen an Ihrer Seite.

Die Rummelsberger

Infos zum Standort
14. Juli 2022

„Die Wichernprinzessin“ auf der Suche nach Freundschaft

Die Theatergruppe „Wichernrummel“ der Rummelsberger Diakonie interpretiert im diesjährigen Sommertheater Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“

Altdorf bei Nürnberg – „Der kleine Prinz“, ein zeitloses Märchen über Freundschaft, Liebe und die großen Fragen des Lebens, wird erstmalig von der Theatergruppe „Wichernrummel“ am 26. Juli um 10.30 Uhr und 19 Uhr im historischen Hof des Wichernhauses Altdorf öffentlich aufgeführt. In der freien Interpretation des Stückes reist die kleine Prinzessin auf der Suche nach Freundschaft auf verschiedene Planeten und findet die Erwachsenenwelt alles in allem doch recht sonderbar.

„Theaterspielen macht Spaß“, da sind sich die Darsteller*innen der Theatergruppe „Wichernrummel“ einig. Wenn die Kinder und Jugendlichen nicht gerade in ihren Rollen als Fuchs, Rose und dem Trinker unterwegs sind, besuchen sie die Heilpädagogische Tagesstätte oder das Internat des Wichernhauses. Susanne Abel, Logopädin und Schauspielerin, die gemeinsam mit Verena Hoffmann die Theatergruppe leitet, musste für die Auswahl des diesjährigen Stückes des Sommertheaters nicht lange überlegen. „Als der kleine Prinz als Theaterstück freigegeben wurde, viel meine Entscheidung schnell auf das Stück. Die Geschichte bietet viele gleich große Rollen, so dass jeder den für sich passenden Charakter rasch gefunden hatte. Die Schauspielerinnen und Schauspieler wählen ihre Rollen nämlich selbst aus“, erklärt die Leiterin.

Vor gut dreizehn Jahren, als Susanne Abel das Wichernhaus erstmalig während ihres Logopädie-Studiums im Rahmen eines Praktikums besuchte und die große Tribüne sah, die im Rahmen von Wallenstein im Innenhof errichtet worden war, wusste sie, dass sie genau dort mit den Kindern und Jugendlichen ein Theaterstück aufführen möchte. Dieser Wunsch blieb nicht unerfüllt und vor zehn Jahren führte Susanne Abel gemeinsam mit der Theatergruppe ihr erste Bühnenstück auf. In diesem Jahr nach der langen Corona-Pause ist die bevorstehende Aufführung für alle Beteiligten ein besonderes Highlight.

Von Beginn an legte Susanne Abel besonderen Wert darauf, den Kindern und Jugendlichen nicht nur eine weitere Freizeitmöglichkeit im Wichernhaus zu bieten, sondern ihnen das klassische Theaterspielen näher zu bringen. So gibt es neben den wöchentlichen Proben, die seit Ostern stattfinden, noch die Lese-, Sprech- und Kostümproben sowie Einzelproben zum vertiefenden Textlernen. In ihrer Rolle als Schauspielerin ist sie für die Kinder und Jugendlichen oft ein Vorbild. „Die Regie führen wir jedoch meist alle gemeinsam“, so die Schauspielerin. „Die Kinder und Jugendlichen lieben die Fantasie und so entwickelt sich so mancher Text auch einmal spontan weiter oder wird kurzerhand umgeschrieben,“ ergänzt Abel. „Die Kinder sehen, dass ich sie als Schauspieler war nehme und nicht nur als Kinder die hier die Schule besuchen.“

Ein zeitloser Klassiker

Trotz all der Flexibilität und Freiheiten, die die Theatergruppe mit in das Stück einbringt: Die Geschichte des kleinen Prinzen ist und bleibt ein zeitloser Klassiker. Der kleine Prinz, welcher oftmals als simples Kinderbuch abgestempelt wird begeistert seit jeher Jung und Alt gleichermaßen. Der kleine Prinz ist ein Weltenreisender, der von Planet zu Planet reist und allerlei Begegnungen mit seltsamen Planetenbewohnern macht. So lernt auch die kleine Prinzessin in der Interpretation der Theatergruppe auf ihrer Reise unter anderem eine Königin, einen Geschäftsmann, einen Trinker und eine Schlange kennen.

Die Hauptrolle der kleinen Prinzessin hat sich in diesem Jahr die zwölfjährige Aurora Arancio-Febo geschnappt. Darüber ist sie besonders glücklich, weil es für sie aufgrund der Schließung des Internats ihr letztes Schuljahr im Wichernhaus ist und dies ein ganzer besonderer Abschluss für sie ist. Es ist ihre erste große Rolle und es scheint, als wäre sie ein Naturtalent. „Ich habe den Text drei oder viermal gelesen und dann konnte ich schon die Hälfte auswendig“, erzählt Aurora Arancia-Febo stolz.

Gemeinsamkeiten zwischen der Rolle der kleinen Prinzessin und ihr als Person gibt es durchaus. „Der kleine Prinz ist klein und bleibt es auch. Genauso wie ich. Ich bin kleinwüchsig und werde auch nicht größer“, so Aurora, die kleine Prinzessin. Ein besonderer Moment im Stück ist für die kleine Prinzessin die Begegnung mit dem Fuchs. „Erst streichele ich den Fuchs und dann sagt er einen ganz besonderen Satz zu mir“, strahlt Aurora Arancia-Febo. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Viele der Schauspielerinnen und Schauspieler sind schon seit Anfang an dabei. Über die Jahre betrachtet, sind viele von den Kindern und Jugendlichen wahnsinnig gewachsen. „Kinder, die normalerweise in der Schule ganz still sind, stehen auf der Bühne und trauen sich plötzlich etwas sagen. Oft sind Lehrer und Eltern ganz überrascht, weil sie diese Seite an den Kindern gar nicht kennen“, erzählt Susanne Abel.

Auf der Bühne stehen die Handicaps der Schauspielerinnen und Schauspieler im Hintergrund. „Die Kinder können sich ausprobieren und ihre Körperbehinderung spielt mal keine Rolle. Im Fokus steht ihre Rolle. So konzentrieren sie sich beispielsweise darauf, dass sie die Schlange sind und nicht die Schlange, die gleichzeitig eine sichtbare Körperbehinderung hat. Denn eine Schlange sitzt normalerweise nicht im Rolli“, ergänzt Abel. So zeigt auch die Philosophie Saint-Exupérys auf, dass das Besondere eines Menschen erst durch die Vertrautheit zu Tage tritt und nicht sichtbar wird durch äußerliche Faktoren. Sich vertraut machen oder jemanden „zähmen” ist die Basis von Beziehungen unter uns Menschen. Aus ihr entspringt unsere moralische Verantwortung füreinander.

Der Eintritt für das Stück ist frei. Die Theatergruppe freut sich über Spenden, die ihrer Arbeit zugutekommen.

Von: Lara März