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15. Juli 2022

One-Way-Ticket ins Abenteuer

Zwölf junge Menschen aus der ganzen Welt absolvieren gerade im Wichernhaus in Altdorf ein internationales Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) – Eine Strategie gegen den Fachkräftemangel

Altdorf – Mirzo Ataev ist 21 Jahre alt. Am 29. August 2021 startete der junge Mann aus Tadschikistan in das Abenteuer seines Lebens. Am Flughafen von Khujand im Süden des zentralasiatischen Landes stieg er in ein Flugzeug ein und 4.937,46 Kilometer später stieg er in Frankfurt am Main in einem neuen Leben aus. Seine Freiwilligenzeit begann er am Anfang September bei einem Träger, der mit Menschen mit Behinderung arbeitet, in einem kleinen Dorf in Mittelfranken. Sechs Monate später wechselte er ins Wichernhaus nach Altdorf. „Auf dem Dorf hat es mir nicht gefallen“, erzählt der gebürtige Tadschike, die Arbeit mit Menschen mit Behinderung hingegen hat ihn auf Anhieb begeistert.

Im Wichernhaus lebt Mirzofaridunkhon Ataev, den seine Kolleg*innen Mirzo nennen,

mit zwölf jungen Menschen zusammen, die aus dem Ausland kommen und ein FSJ oder einen Bundesfreiwilligendienst machen. Jeder hat ein eigenes Zimmer, gemeinsam nutzen sie die zwei Bäder, die Küche und das Wohnzimmer. 40 Stunden pro Woche arbeiten sie im Team mit den Kolleg*innen aus dem Wichernhaus. Die Aufgaben sind vielfältig und richten sich nach den Wünschen und dem Unterstützungsbedarf der Bewohner*innen: So unterstützen sie etwa bei der Körperpflege und dem Zähneputzen. Sie helfen beim Essen und verteilen Medikamente. „Wir planen mit den Bewohner*innen auch Freizeitaktivitäten und begleiten sie etwa ins Kino oder zu Ausflügen in die Umgebung“, erzählt Ataev.

„Ich war von 2017 bis 2018 FSJ´lerin im Wichernhaus und es waren bei uns junge Leute aus Argentinien, Belarus, Ukraine, Usbekistan und Aserbaidschan“, zählt Margarita Rossenik nach kurzem Nachdenken auf. Die 24-Jährige Belarussin arbeitet seit September 2021 als Fachkraft im Wichernhaus. Nach ihrem FSJ begann sie eine Ausbildung als Heilerziehungspflegerin an der Fachschule für Heilerziehungspflege/-hilfe der Rummelsberger Diakonie in Ebenried und wurde nach dem Abschluss im Wichernhaus mit offenen Armen als Fachkraft empfangen.

100 Bewerbungen

Für die Wichernhausleitung ist der Plan, junge Menschen als internationale Fachkräfte zu gewinnen, damit aufgegangen: „Wir haben vor einigen Jahren ganz bewusst angefangen, uns um Freiwillige aus dem Ausland zu bemühen“, erzählt Alexander Sperling, stellvertretender Leiter. Zwei Fachkräfte haben die Altdorfer so bereits gewonnen. Dieses Jahr hatten sie über 100 Bewerbungen für ein freiwilliges Jahr. Neben den jungen Leuten aus dem Ausland engagieren sich auch zehn junge Deutsche bei der Rummelsberger Einrichtung in Altdorf. Wer will, kann ein Zimmer im alten Universitätsgebäude beziehen und Teil der Multi-Kulti-WG im Wichernhaus werden.

„Als ich vor fünf Jahren mit meinem FSJ begonnen habe, hatten wir noch einen festen Ansprechpartner“, erzählt Margarita Rossenik und betont, wie sinnvoll es wäre, wieder eine Ansprechperson für die Freiwilligen zu haben. Aktuell kümmern sich die Wohnbereichsleiter*innen um die Neu-Wichernhäusler. Auch Kevin Kellermann. Per Videotelefonie führt er Vorstellungsgespräche mit jungen Menschen aus allen Ecken der Erde. Und wenn die Chemie passt, verschickt er die Vereinbarung über das FSJ, die die angehenden Freiwilligen brauchen, um ein Visum zu beantragen. Was allerdings nicht immer glatt läuft. „Ich schätze 25 Prozent der Bewerber bekommen kein Visum“, sagt Kellermann. Dann kontaktiert er die Deutsche Botschaft im Heimatland der Bewerber*innen und versucht zu helfen. Jedes Jahr aufs Neue und er freut sich jedes Jahr, wenn einige bleiben wollen und eine Ausbildung beginnen.

Für Mirzofaridunkhon Ataev endet das Abenteuer FSJ am 31. August 2022. Aber das Abenteuer seines Lebens geht weiter: „Ich will in Deutschland bleiben.“ Der junge Mann hat große Pläne. Von Altdorf zieht er weiter nach Stuttgart zu Freunden aus der fernen Heimat. „Ich werde dort eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger machen“, erzählt er und dann will er Medizin studieren und als Arzt in Deutschland arbeiten.

Hast Du Lust auf ein freiwilliges Jahr?

Das Angebot eines Freiwilligendienstes richtet sich in der Regel an junge Menschen im Alter von 15 bis 26 Jahren. Es dauert im Regelfall ein Jahr. Ein Freiwilligendienst bringt viele Vorteile. Nach der Schule kannst Du ausprobieren, ob Dir ein Beruf im sozialen Bereich Spaß macht. Während der Zeit erhältst Du ein Taschengeld und hast Anspruch auf Urlaub. Du kannst außerdem an Kursen und Weiterbildungen teilnehmen. Interesse? Dann kontaktiere Kevin Kellermann am besten per E-Mail unter Kellermann.Kevin(at)rummelsberger.net.

Von: Heike Reinhold

Eine Tour durch Altdorf: Margarita Rossenik und Mirzofaridunkhon Ataev begleiten Hannah Steinhöfer bei einer kleinen Entspannungsrunde. Foto: Heike Reinhold