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29. April 2020

„Strohhalm in der sozialen Isolation“

Mitarbeitende der Ambulanten Erzieherischen Dienste Neumarkt, Roth und Schwabach betreuen Familien auch in der Krise

Roth – „Wir sind so etwas wie der Strohhalm in dieser sozialen Isolation“, sagt Ines Helbig. Sie arbeitet als Fachkraft bei den Ambulanten Erzieherischen Diensten (AED) der Rummelsberger Diakonie in Roth. Insgesamt betreuen derzeit bei den AED Neumarkt, Roth und Schwabach 37 Mitarbeitende rund 220 Familien. „Es ist aktuell ganz wichtig, dass wir unsere Angebote wie die sozialpädagogische Familienhilfe und die Erziehungs-Beistandschaften aufrechterhalten“, so die Pädagogin. Das ist besonders in der jetzigen Pandemie-Situation eine riesige Herausforderung.

In den ersten Wochen hätten viele Familien die neue Situation eher entspannt gesehen, mit Ferien verglichen und nach praktischen Lösungen gesucht. Wo zum Beispiel Familien keinen Drucker daheim hatten, um Arbeitsblätter fürs Homeschooling auszudrucken, sprang Helbig ein. Um kein Risiko einzugehen, reichte sie die Aufgaben durchs Fenster. „Es ist schon erstaunlich, welche Ressourcen jetzt bei manchen Familien freigesetzt werden“, freut sich Helbig. Ein Beispiel: Normalerweise fährt sie mit einer Mutter regelmäßig mit dem Dienstwagen zum Einkaufen, da die Familie kein Auto besitzt. Da sie derzeit wegen des Infektionsschutzes Klientinnen und Klienten nicht im Auto mitnehmen darf, hat Ines Helbig spontan ein Fahrrad für die Mutter organisiert. Nur wenige Tage später hatte die Familie selbst dafür gesorgt, dass alle Familienmitglieder wieder ein funktionierendes Fahrrad haben.

Situation beginnt zu kippen

Seit vergangener Woche scheint die Situation in einigen Familien allmählich zu kippen. „Die Menschen entwickeln zunehmend Ängste und familiäre Probleme verstärken sich.“ Die Unsicherheit darüber, wie es weitergehen wird, nagt an vielen. Gerade jetzt sind Helbig und ihre Kolleginnen und Kollegen für die Familien da und häufig ihre einzigen Ansprechpartner. Für manche war es möglich, die Betreuung der Kinder in Notgruppen zu organisieren. Das entlastet die Familien sehr.

„Täglich wechseln die Anforderungen an die Familien und somit auch an uns.“ Klientinnen und Klienten in ihren Wohnungen zu besuchen, muss unter Beachtung strenger Infektionsschutzmaßnahmen aufs Notwendigste beschränkt werden. Deswegen reagieren die Mitarbeitenden der AED noch flexibler als sonst: Man trifft sich draußen mit Abstand und Maske, geht spazieren oder Fahrrad fahren, telefoniert häufiger. Auch Kontakte per Video sind mehr und mehr möglich. „Wir achten verstärkt darauf, ob ein Kind lacht, es ansprechbar ist, sich über ein mitgebrachtes Malbuch freut und stolz zeigt, was es mit der Mama gebastelt hat“, erklärt Ines Helbig. Denn normalerweise haben die Mitarbeitenden der AED im Rahmen ihrer Hausbesuche einen detaillierteren Einblick ins Lebensumfeld der Familien. Das ist derzeit in dieser Form leider nicht möglich.

Pädagogin Helbig weiß außerdem um die Sorgen und massiven Existenzängste, die viele Kolleginnen und Kollegen gerade umtreiben. Nicht alle Stunden, die sie leisten, sind derzeit sicher refinanziert. Sie wünscht sich daher, dass alle Kooperationspartner der Ambulanten Erzieherischen Dienste die Notwendigkeit der Hilfe zur Selbsthilfe anerkennen und man gemeinsam Wege findet, aus dieser nicht einfachen Zeit herauszukommen. „Unsere Arbeit wird doch gebraucht – und das sicher auch nach Corona.“

Von: Andrea Höfig-Wismath

Ines Helbig arbeitet bei den Ambulanten Erzieherischen Diensten der Rummelsberger Diakonie in Roth. Foto: Andrea Höfig-Wismath