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23. März 2018

Es fehlt geeigneter Wohnraum für Erwachsene mit Autismus

Bezirkstagspräsident Richard Bartsch besuchte das Autismus-Kompetenz-Zentrum Mittelfranken (AKM)

Nürnberg – Bezirkstagspräsident Richard Bartsch hat sich im Autismus-Kompetenz-Zentrum Mittelfranken (AKM) über die Situation von Menschen mit Autismus informiert. Schwerpunkt war die ärztliche und therapeutische Versorgung sowie die Wohn- und Arbeitssituation der Betroffenen. Der Bezirk Mittelfranken hat die Beratungsstelle im vergangenen Jahr mit 113.000 Euro gefördert. „Ich danke Ihnen für die wertvolle Arbeit, die Sie tagtäglich leisten.“ Mit diesen Worten eröffnete der Bezirkstagspräsident das Treffen, bei dem die drei AKM-Beraterinnen Rita Winter, Yella Kroll und Dagmar Heeg von ihren Erfahrungen berichteten. Im vergangenen Jahr nutzten 987 Menschen mit Autismus und deren Angehörige sowie Fachkräfte die Beratung des AKM. Laut den Beraterinnen ist die Situation je nach Alter der Ratsuchenden sehr unterschiedlich. Während sich die medizinische und therapeutische Versorgung für Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren deutlich verbessert habe, sei die Lage für Erwachsene in Mittelfranken eine „Katastrophe“. „Erwachsene mit Autismus und zusätzlichen Verhaltensauffälligkeiten müssen wir teilweise an Ärzte nach München oder gar nach Berlin verweisen“, informierte Kroll. „Hier besteht Handlungsbedarf“, mahnte die Beraterin. Wenn Frauen und Männer mit Autismus eine eigene Wohnung gefunden haben, läuft die Unterstützung durch Mitarbeitende im Ambulant unterstützten Wohnen in der Regel gut. Allerdings sei es in Zeiten von steigenden Mietpreisen und Wohnungsmangel schwierig, geeignete Wohnungen zu finden. „Teilweise betreuen wir im Ambulant unterstützten Wohnen Menschen, die in einer Obdachlosenwohnung leben müssen“, klagte AKM-Geschäftsführerin Ingrid Schön, die bei der Rummelsberger Diakonie den Bereich Offene Angebote leitet. Plätze in einer Einrichtung zu finden, sei derzeit ebenfalls schwierig. Oftmals fehlten Fachkräfte, um die Frauen und Männer zu unterstützen und zu begleiten. Es müssten zusätzliche Wohneinrichtungen in Mittelfranken gebaut werden, forderten die Expertinnen. Die Zahlen vom Arbeitsmarkt sind ebenfalls ernüchternd. „Nur rund fünf Prozent aller erwerbsfähigen Menschen mit Autismus haben eine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt“, bedauerte Beraterin Winter. Es fehlten Job-Coaches, die den Betroffenen die Einarbeitung erleichterten. Viele Frauen und Männer seien in Werkstätten für Menschen mit Behinderung beschäftigt. „Ob das die richtige Lösung ist, zeigt sich immer im Einzelfall“, sagte Winter. Das Autismus-Kompetenz-Zentrum Mittelfranken, in der Fahrradstraße 13 in Nürnberg, entstand vor zehn Jahren auf Initiative des Vereins Autismus Mittelfranken. Neben diesem gehören die Rummelsberger Diakonie, die Stadtmission Nürnberg, die Diakonie Neuendettelsau und die Lebenshilfe Nürnberg zu den gemeinsamen Trägern. Weitere Informationen unter www.autismus-mittelfranken.de. 

Von: Heike Reinhold

Bezirkstagspräsident Richard Bartsch (Mitte) mit dem Team des Autismus-Kompetenz-Zentrums Mittelfranken (AKM) in Nürnberg. (von rechts) Sandra Ringel, Yella Kroll, Richard Bartsch, AKM-Geschäftsführerin Ingrid Schön, Rita Winter und Stefan Bauerfeind (Vorsitzender des Vereins autismus Mittelfranken). Foto: Heike Reinhold