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10. August 2023

Dein Leben in den Händen der Anderen

Aus der Intensivbeatmung nach Hause – Eine Erfolgsgeschichte

Nürnberg-  „Das eigene Leben immer wieder in die Hände anderer zu legen, das fällt mir auch nach 18 Monaten fern von zuhause immer noch schwer.“ Elke Maiwald sitzt halb aufrecht in ihrem Bett. Durch die großen Fenster in ihrem freundlichen Zimmer kann sie in den begrünten Innenhof sehen. Während der Unterhaltung, surrt und plätschert im Hintergrund leise der Konzentrator, der die 64-Jährige kontinuierlich mit Sauerstoff versorgt. Ohne dieses Gerät geht es nicht. Elke Maiwald leidet an einer „chronisch obstruktiven Lungenerkrankung“ - kurz COPD. Eine Heilung gibt es nicht. Bei COPD-Patient*innen ist die Lunge geschädigt und die Atemwege sind verengt, was zu Husten oder Atemnot führt.

Versuchte man, die Geschehnisse der letzten 18 Monate im Leben von Elke Maiwald in zwei Worten zu beschreiben, wäre eine „turbulente Odyssee“ vermutlich am treffendsten. Den Anfang nahm diese am 12. Februar 2022. An diesem Samstag zog sich Frau Maiwald zuhause einen Trümmerbruch am rechten Bein zu. Während der Operation des Bruches, erlitt sie einen Schlaganfall mit linksseitiger Hirneinblutung. Als wäre das noch nicht genug, stellten die Ärzte im Aufwachraum bei Elke Maiwald wiederholt epileptische Anfälle fest. Zudem wurde noch vor Ort wurde ein Luftröhrenschnitt durchgeführt.

Elke Maiwald weiß von all dem nichts mehr. „Anfang April 2022“ sagt sie, „hier setzen langsam wieder Erinnerungen ein. Davor ist alles grauer Nebel.“ Lothar Maiwald, ihr Ehemann, berichtet von der Zeit danach. Mehrere Verlegungen seien unternommen worden, erst in die Intensivbeatmungs-WG, gelandet sei sie außerdem zwischendrin in den verschiedenen Intensivstationen der umliegenden Krankenhäuser. „Ich habe jede Notaufnahme der Region gesehen,“ scherzt Elke Maiwald. Als im Januar 2023 ein Verlegungsversuch scheiterte, war nicht mehr viel Hoffnung auf Erfolg da. „Es war eindrucksvoll,“ berichtet Lothar Maiwald, „mit welchem Engagement sich die Menschen hier im Intensiv-Pflegedienst Lavida eingesetzt haben für uns.“ Innerhalb einer Woche sei, auch mit tatkräftiger Unterstützung des Pflegedienstleiters Fabian Hertlein, der Umzug in ein Zimmer der Wohngemeinschaft realisiert worden.

Die Trachealkanüle konnte entfernt und die langsame Entwöhnung von der Beatmung gestartet werden. In den vorausgegangenen Monaten hatte Elke Maiwald  immer wieder  zu hohe CO-Werte im Blut. Deshalb fiel sie wiederholt in die sogenannte CO-Narkose - dabei verlieren die Patient*innen das Bewusstsein. Mittels Schlafmaske und hervorragender Arbeit der Lungenspezialisten des Nürnberger Nordklinikums ist es gelungen, den CO-Spiegel in den Normbereich zu bringen. Elke Maiwald spüre den Zugewinn an Lebensqualität ohne Trachealkanüle und mit erholsamerem Schlaf deutlich, sagt sie.

Das nächste Ziel sei die neurologische Reha, erzählt Lothar Maiwald. Sobald die Zusage für die Kostenübernahme stehe, werde Elke Maiwald in Bamberg damit starten. Er sei ja damals „ins kalte Wasser gesprungen“ als Betreuer für seine Frau, berichtet Lothar Maiwald. „Im ersten Moment habe ich das sicherlich unterschätzt. Aber die Hürden, die man da nehmen muss, scheinen unüberwindbar.“

Auf die Frage, was er sich in seiner Rolle als pflegender Angehöriger wünschen würde, antwortet Maiwald: „Für die Zukunft wäre es besser, wenn es mehr fachkundige Ansprechpartner*innen bei den Beratungsstellen für Betreuer*innen gäbe - einfach jemanden, der einen durch das Wirrwarr der Ämter begleitet.“ Diesen Service gebe es bereits, etwa beim VDK, das sei ihm klar. Dort jedoch einen Termin zu bekommen, sei schier unmöglich, betont Lothar Maiwald. Die Nachfrage sei schlicht zu hoch. Es laste ja in diesem Moment nicht nur die Sorge um den geliebten Menschen und die Arbeit der Pflege auf einem - nein, pflegende Angehörige bangten zudem um die Existenz der ganzen Familie.

Umso wichtiger sei nun die Reha, sagt Elke Maiwald. „Wenn ich danach wieder laufen kann und die 28 Stufen zu unserem Haus hinaufschaffe, dann kann ich zuhause endlich wieder ein Stück Normalität erleben.“ Ihr Mann ist sich sicher: „Das schaffst du!“

Was ist denn das erste, das Elke Maiwald zuhause machen will? Ohne lange zu überlegen erwidert sie: „Wir werfen erstmal den Grill an, für all die Pflegekräfte, die uns durch diese lange und schwierige Zeit begleitet haben.“ Neben einer angemessenen Bezahlung würden sie den Fachkräften vor allem regelmäßigere Arbeitszeiten wünschen, sagt das Ehepaar Maiwald übereinstimmend.

Seit Februar 2021 bietet der Diakonische Intensiv-Pflegedienst Lavida der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg Unterstützung für Menschen mit Luftröhrenschnitt oder Beatmung. Die Wohngemeinschaft ist komplett neugestaltet und barrierefrei ausgebaut. Aufgrund fehlender Nachfrage und erhöhten Mitbewerberaufkommens, befindet sich die Einrichtung derzeit in einer konzeptionellen Änderungsphase. Einrichtungsleitung Fabian Hertlein dazu: „Wir arbeiten primär daran, unser Angebot an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen und hoffen auf eine baldige Eröffnung.“

Von: Sandra Liebel