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11. August 2023

Schulbegleitung – ein wichtiges Sprungbrett für Kinder

Die Mühen der bayerischen Schulbegleitung zwischen Fachlichkeit und Finanzierung

Rummelsberg – Im Gespräch mit Christian Blank, Teamleitung der Schulbegleitung der Rummelsberger Diakonie, über „bauliche Fehler“ des Systems und die Konsequenzen für betroffene Familien.

Der Bedarf für eine Schulbegleitung fällt meist im Kindergarten auf, etwa, wenn sich herausstellt: Das Kind ist Autist*in und benötigt Unterstützung. In vielen Fällen können sich erstmal weder die Erzieher*innen noch die Lehrer*innen einen Besuch der Regelschule vorstellen. Dann bleiben zwei Optionen: Es kann in eine Förderschule gehen oder mit einer Schulbegleitung eine Regelklasse besuchen.

Etwa 2000 Schulbegleiter*innen sind laut dem Bayerischen Bezirkstag aktuell im Einsatz, viele weitere sind im Auftrag der Jugendämter tätig. Während die Zahl der Kinder mit Bedarf stetig steigt, sinkt die Zahl der beschäftigten Schulbegleiter*innen der Rummelsberger Diakonie, denn das Angebot des Trägers schreibt seit Jahren rote Zahlen. Im Gespräch berichtet Christian Blank, Teamleitung Schulbegleitung der Rummelsberger Diakonie: „Wir machen mit unserem Dienst täglich einen Spagat zwischen dem, was es braucht, um gute Arbeit leisten zu können und der finanziellen Verantwortung für rote Zahlen. Als Träger haben wir einen hohen Qualitätsanspruch und sind überzeugt, dass diese Förderung richtig ist, aber letztlich zahlen wir es aus eigener Tasche.“ Als Konsequenz daraus schrumpft das Team von Blank und seiner Teamleitungskollegin Elisabeth Pehnec. Dem Diplom-Sozialpädagogen ist klar: Nicht alle Kinder werden die Unterstützung erhalten, die sie brauchen.

Ein Sprungbrett in ein normales Leben

Wie wertvoll diese Hilfe sein kann, weiß das Team: „Es gibt Kinder, die nur mit Hilfe in einer Regelschule zum Ziel gelangen. Die Schulbegleitung ist ein Sprungbrett in ein normales Leben, ansonsten würde der weitere Lebensweg vermutlich schwieriger. Der Gesetzgeber hat Familien die Wahl auf Inklusion gewährt. Wenn diese Hilfen jedoch nicht angemessen finanziert werden, wird dieses Recht der Familien mit Füßen getreten.“

Der Kampf um Fachlichkeit

Teamleitung Christian Blank kennt diesen Umstand. Seine Kolleg*innen und er führten täglich den „Kampf um Fachlichkeit“, wie er sagt. „Wir haben zu wenig Zeit für Fortbildungen. Lediglich zwei Tage pro Schuljahr bleiben uns für fachliche Themen und Teamzeiten sind gar nicht refinanziert. Dabei ist das besonders wertvoll für uns, damit wir eben nicht nur Einzelkämpfer*innen an Schulen sind.“ Auch für Absprachen mit Lehrkräften Eltern und Rücksprachen mit der Teamleitung sowie für administrative Aufgaben, sei mit einer Stunde pro Woche viel zu wenig Zeit eingeplant, ohne gehe es jedoch nicht. Die Arbeit der Schulbegleitung sei im Wesentlichen sehr attraktiv, sagt Blank: Teilzeit, überwiegend vormittags und in den Ferien frei. Dennoch belaste aber die Unsicherheit des Arbeitsplatzes die Konkurrenzfähigkeit erheblich, denn oft sei gar nicht klar, ob im nächsten Schuljahr im gewünschten Ort eben jener Stundenumfang verfügbar sei. Er wünsche sich zudem eine auskömmlichere Finanzierung, damit das Risiko eben nicht allein beim Träger liege.

Modellprojekt macht Hoffnung

Hoffnung macht aktuell ein Modellprojekt mit einer Pool-Lösung. Hier sei man weggegangen von der 1:1-Begleitung, erzählt Christian Blank. Stattdessen gebe es einen Pool aus Mitarbeitenden, die alle gemeinsam für bestimmte Kinder zuständig seien. „Das ist auch für die Kinder eine Verbesserung, denn sie lernen mit mehr Menschen zurechtzukommen und die Mitarbeitenden haben sichere Arbeitsplätze.“ Das Modellprojekt befindet sich gerade in der Auswertung.

Von: Sandra Liebel