Ein Jahr, das Türen öffnet

19. Dezember 2025

Ebenried – Die Fachschule für Heilerziehungspflege/-hilfe der Rummelsberger Diakonie in Ebenried geht neue Wege: Mit dem heilerziehungspflegerischen Einführungsjahr (HEJ) startete zu diesem Schuljahr ein Vorbereitungsangebot, das jungen Menschen den Einstieg in die Ausbildung zum*r Heilerziehungspfleger*in oder Erzieher*in erleichtert. Das einjährige Programm kombiniert theoretische Grundlagen mit praktischer Erfahrung und richtet sich gezielt an Schulabsolvent*innen, die sich für soziale Berufe begeistern – unabhängig von Alter oder Herkunft.

HEJ als Karriereeinstieg

Bisher war der Zugang zur Heilerziehungspflege-Ausbildung oft mit Hürden verbunden: Zwei Jahre Berufserfahrung oder eine abgeschlossene Ausbildung im sozialen Bereich waren Voraussetzung. Für Absolvent*innen mit Mittlerer Reife ändert sich das dank HEJ  – ein Jahr Vorbereitung reicht ihnen aus, um direkt in die Fachausbildung einzusteigen. Besonders attraktiv ist das Angebot für Realschulabsolvent*innen, die so die Zeit bis zur Volljährigkeit sinnvoll nutzen können. „Viele junge Menschen wissen schon früh, dass sie im sozialen Bereich arbeiten möchten. Mit dem HEJ geben wir ihnen die Chance, sich gezielt vorzubereiten – ohne Umwege“, erklärt Andreas Schock, Schulleiter der Fachschule in Ebenried.

Das Einführungsjahr ist nicht nur für Schulabgänger*innen aus Deutschland interessant: Schüler*innen aus dem Ausland haben die Möglichkeit ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und sich mit den Besonderheiten der sozialen Arbeit in Deutschland vertraut zu machen. „Sprachliche Barrieren und kulturelle Unterschiede können den Einstieg erschweren. Das HEJ bietet hier eine ideale Brücke“, so Schock.

Enge Verzahnung von Theorie und Praxis

Das HEJ ist dual aufgebaut: 19 Wochenstunden verbringen die Lernenden im Unterricht in Ebenried, wo sie Grundlagen vermittelt bekommen. Den Rest der Woche arbeiten sie in einer Praxisstelle – zum Beispiel in Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie wie dem Auhof, oder bei anderen sozialen Trägern. „Die enge Verzahnung von Schule und Praxis ist ein zentraler Faktor“, betont Schock. „Die Lernenden erleben von Anfang an, wie vielfältig und bereichernd die Arbeit mit Menschen mit Behinderung oder in der Kinder- und Jugendhilfe ist und werden gleichzeitig optimal auf ihren Einsatz vorbereitet.“

Aktuell absolvieren zehn junge Menschen das HEJ. Zwei von ihnen sind Lea Götz (20) und Zoe Brandscher (17) – beide mit unterschiedlichen Hintergründen, aber derselben Begeisterung für den Beruf. Sie absolvieren den Praxisteil ihrer Ausbildung am Rummelsberger Auhof.

„Man spürt, dass man etwas bewirkt“ 

Lea Götz hat bereits eineinhalb Jahre in der Pflege gearbeitet und weiß, wie herausfordernd der Beruf sein kann. „Der schulische Einstieg im HEJ ist perfekt, um anzukommen. Es ist ein sanfter Übergang von der Schule ins Berufsleben“, sagt sie. Besonders schätzt sie die praktischen Erfahrungen: „Man lernt nicht nur Theorie, sondern sieht direkt, wie man Menschen unterstützen kann – das gibt einem ein gutes Gefühl.“

Für Zoe Brandscher war das Einführungsjahr die ideale Lösung, um sich auf ihren Traumberuf vorzubereiten. „Hier kann ich schon jetzt Erfahrungen sammeln und merke: Dieser Beruf ist genau das Richtige für mich.“ Besonders berühren sie die Reaktionen der Klient*innen in ihrer Praxisstelle. „Zu sehen, wie viel Freude eine kleine Geste oder ein Gespräch auslösen kann -  dann weiß man, warum man das macht.“

Ein Puzzleteil gegen den Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel in sozialen Berufen ist eine der größten Herausforderungen der Branche. Die Rummelsberger Diakonie setzt unter anderem mit dem Heilerziehungspflegerischen Einführungsjahr ein klares Signal: „Wir brauchen gut ausgebildete, motivierte Menschen, die langfristig in sozialen Berufen bleiben“, sagt Andreas Schock. „Das HEJ ist ein Baustein, um genau das zu erreichen – indem wir junge Talente früh fördern und ihnen eine Perspektive geben.“

Gute Erreichbarkeit trotz ländlicher Lage

Die Fachschule in Ebenried liegt zwar im ländlichen Raum, doch die Rummelsberger Diakonie hat vorgesorgt: Ein täglicher Shuttlebus verbindet Hilpoltstein mit Ebenried und sorgt dafür, dass alle Lernenden gut zur Schule und wieder zurückkommen. „Wir wollen niemanden ausschließen, nur, weil er oder sie nicht mobil ist“, betont Schulleiter Schock. „Das HEJ soll für alle zugänglich sein – unabhängig von Wohnort.“

  • Zoe Brandscher und Lea Götz nutzen das heilerziehungspflegerische Einführungsjahr, um sich auf die Ausbildung im Sozialberuf vorzubereiten.
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  • Andreas Schock, Lehrkraft und Schulleiter der Fachschule für Heilerziehungspflege/-hilfe in Ebenried sagt: „Mit HEJ geben wir jungen Menschen die Chance, sich gezielt auf die Ausbildung vorzubereiten – ohne Umwege“
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    Lisa Vogel