Ein Jahr ZIM Rummelsberg
17. Dezember 2025Das Zentrum für Gewinnung und Integration internationaler Mitarbeitenden (ZIM) der Rummelsberger Diakonie besteht seit einem Jahr. Unter der Leitung von Diakonin Heidrun Martini und der Koordination von Manuela Schiller hat sich das Team in kurzer Zeit zu einer professionellen Anlaufstelle für die Gewinnung und Begleitung internationaler Mitarbeitender entwickelt. Möglich wurde die Arbeit auch durch eine namhafte Spende, die unter anderem die Stelle von Mitarbeiterin Yuliya Malasnova mitfinanziert. „Die Arbeit im ZIM ist unglaublich spannend“, sagt Schiller. „Frau Malasnowa und ich sind im Ausland geboren und wir wissen, wie es ist, in einem anderen Land Fuß zu fassen.“ Diese persönlichen Erfahrungen helfen den beiden, Menschen auf ihrem Weg nach Deutschland zu begleiten.
Internationale Fachkräfte für die Pflege
Die Rummelsberger Diakonie setzt auf eigene Strukturen statt auf kommerzielle Vermittlungsagenturen, die pro Fall fünfstellige Beträge kosten können. Aktuell liegen die Schwerpunkte der Fachkräftegewinnung in Marokko und Kenia, wo das ZIM mit kirchlichen Partnern, insbesondere der lutherischen Kirche, eng zusammenarbeitet. Auch mit der Deutschen Außenhandelskammer bestehen Kooperationen, um geeignete Bewerberinnen und Bewerber beispielsweise aus Algerien und Marokko zu gewinnen. Die Anerkennung beruflicher Qualifikationen und das beschleunigte Fachkräfteverfahren laufen häufig über diese Kanäle. „Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Ankunft einer neuen Mitarbeiterin vergehen in der Regel rund sechs Monate“, erklärt Schiller. Für das nächste Jahr geht die Rummelsberger Diakonie von einem Bedarf von 65 neuen Mitarbeitenden aus dem Ausland aus. 2027 werden sogar noch mehr Menschen gebraucht, als Fachkräfte. Auszubildende und Praktikant*innen.
Integration als Gemeinschaftsaufgabe
Das ZIM begleitet den gesamten Prozess – von der Anwerbung bis zur Ankunft. Häufig holen Mitarbeitende die neuen Kolleg*innen sogar direkt am Flughafen ab. Inzwischen verfügen zahlreiche Rummelsberger Einrichtungen über reichlich Erfahrung im Onboarding internationaler Teams. „Diese Erfahrungen wollen wir im ZIM zusammenführen und langfristig einheitliche Standards schaffen“, so Schiller. Neben der fachlichen Einarbeitung gehört auch kulturelles Lernen dazu: „Wir Deutschen sind im Umgang manchmal sehr direkt, und das kann in anderen Kulturen irritieren“, erzählt Schiller schmunzelnd. „Deshalb üben wir in Kursen wie ‚Gutes Miteinander im Team‘, wie Feedback- und Kritikgespräche besser gelingen – auf beiden Seiten.“
Fachkraftmangel erfordert neue Wege
Für Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger Diakonie, ist das ZIM Teil einer langfristigen Strategie, um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen. „Der demografische Wandel und die bevorstehende Verrentung der Babyboomer-Generation verschärfen den Fachkräftemangel enorm“, sagt Schulz. „Darum entwickeln wir gezielt Strukturen und Netzwerke, um internationale Fachkräfte, Auszubildende und Freiwillige zu gewinnen – und sie dauerhaft zu halten.“
Wichtige Erfolgsfaktoren seien laut Schulz eine ganzheitliche Integration – also fachlich, sozial und kulturell –, die enge Zusammenarbeit mit Behörden und der Erfahrungsschatz der Teams. „Wir starten den Integrationsprozess schon im Ausland“, erklärt er. „Sobald jemand in Deutschland ankommt, wird die Person abgeholt, begleitet und unterstützt – bis hin zur Freizeitgestaltung. Nur so entsteht echte Zugehörigkeit.“
Zusammenhalt und kulturelle Vielfalt
Offene Kommunikation und Transparenz innerhalb der Teams seien entscheidend, um Vorurteile abzubauen, sagt Schulz. „Wenn Teams gut vorbereitet sind, können neue Mitarbeitende auch gut ankommen. Und wer sich willkommen fühlt, bleibt.“
Auch kleine Gesten machen einen Unterschied: „Ein Einrichtungsleiter hat einmal einen neuen Mitarbeitenden persönlich zum örtlichen Fußballverein begleitet“, erzählt Schiller. „So entstehen Kontakte, Freundschaften – und am Ende echte Integration.“ Für die Zukunft wünschen sich Schiller und Schulz, dass Zuwanderung in Bayern und Deutschland noch selbstverständlicher wird. „Wir sind längst ein Einwanderungsland“, betont Schulz. „Unsere Aufgabe ist es, Integration so zu gestalten, dass Menschen nicht nur arbeiten, sondern wirklich ankommen.“