Pflegebevollmächtigte des Bundes Katrin Staffler besucht Rummelsberger Stift St. Lorenz
05. September 2025Nürnberg – Wie begegnen Einrichtungen und Träger dem zunehmenden Fachkräftemangel in der Altenpflege? Welche Strategien haben sich in der Praxis bewährt? Was muss passieren, damit das Pflegesystem nicht zusammenbricht? Diese Fragen besprach Katrin Staffler (CSU), Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung und Mitglied des Bundestages, mit Diakonin Heidrun Martini, fachliche Leitung der Altenhilfe der Rummelsberger Diakonie, Mitarbeitendenvertreter Alexander von Hof und Sandra Schuhmann, Vorständin Soziales des Diakonischen Werks Bayern (DW). Drei Kernthemen sprachen die Diakonie-Vertreter*innen im Rummelsberger Stift St. Lorenz an.
Springer-Dienst „FlexPool“ erfolgreich
Eine Maßnahme der Rummelsberger Diakonie ist der „FlexPool“. Seit Ende 2023 entlasten Pflegefachkräfte, die als Springer*innen in ganz Bayern im Einsatz sind, die Teams in den Einrichtungen. In Urlaubszeiten, bei längerem Dienstausfall oder nach Kündigungen kommen die FlexPool-Mitarbeitenden ins Spiel. Sie erhalten einen Mobilitätszuschlag, Dienstwagen und bei Bedarf eine Unterkunft. Maximal drei Monate bleiben sie in einer Einrichtung und haben die Möglichkeit einer Übernahme.
„Der Ansatz funktioniert gut und wird mittlerweile auch finanziell gefördert“, sagt Sozialvorständin Sandra Schuhmann, „er ist aber nach wie vor mit bürokratischen Hürden verbunden, um eine ausreichende Finanzierung zu erhalten - diese sind für kleine und mittelgroße Träger nicht zu stemmen“. Bei der Rummelsberger Diakonie gibt es mehrere positive Effekte, bestätigen die Diakonievertreter*innen: Die Krankenquote in den Einrichtungen sinke und die Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, Überstunden abzubauen. Allerdings sei das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: „Springer-Dienste lösen den Fachkräftemangel in der Pflege nicht“, sagt Diakonin Heidrun Martini.
Hohe Kosten bei Werbung ausländischer Fachkräfte
2024 gründete die Rummelsberger Diakonie das Zentrum zur Anwerbung und Integration internationaler Mitarbeitender (ZIM). „Hier geht die Diakonie stark in Vorleistung“, weiß Martini. Für die Anwerbung und Integration fallen hohe Kosten an – diese trägt die Diakonie., „Es ist nicht damit getan, den Mitarbeitenden ein Visum und einen Job zu besorgen“. Vielmehr bedarf es Hilfe beim Ankommen in der deutschen Kultur, bei Amtsgängen und der Wohnungssuche.
„Wir befürchten, dass Deutschland gerade durch bestimmte gesellschaftliche Debatten unattraktiv wird“, gibt Sandra Schuhmann zu bedenken. Forderungen nach Einsparungen im Sozialsystem und der Druck der politisch Rechten blieben im Ausland nicht unbemerkt. „Wir sind im Pflegesystem ineffizient geworden“, gibt die Abgeordnete Katrin Staffler zu, „aber natürlich soll jeder, der Hilfe benötigt, diese auch bekommen.“
Fehlende finanzielle Unterstützung für Weiterbildungen
Die Vertreter*innen der Diakonie sprachen zudem den Stellenwert gegenfinanzierter Weiterbildungen an. Die Agentur für Arbeit hat zuletzt ihre Weiterqualifizierungsmaßnahmen gekürzt. „Wir haben unfassbar gute Kolleg*innen in Helferberufen“, sagt Alexander von Hof, „ihnen fehlt aber die finanzielle Möglichkeit zur Weiterqualifizierung“.
Zudem seien manchen Jobs, etwa auf einer Demenzstation, nicht unbedingt für Berufseinsteiger*innen geeignet. Die Einrichtungen würden von erfahrenen Helfer*innen, die sich zu Fachkräften weiterbilden, profitieren.
Digitalisierung in der Pflege
Nach einem konstruktiven und lebendigen Austausch konnte Katrin Staffler einen Einblick in die Digitalisierung der Einrichtung gewinnen. Drei Pflegefachkräfte präsentierten die neu eingeführte Spracherkennungssoftware „dexter“. Die Künstliche Intelligenz des Programms erleichtert durch Spracheingabe die Pflegedokumentation und spart somit wertvolle Zeit im Alltag der Einrichtung.
Der Rummelsberger Stift St. Lorenz unter Leitung von Nonna Günther ist Teil der Rummelsberger Dienste für Menschen im Alter (RDA). Die RDA ist eine gemeinnützige Gesellschaft mbH und gehört zur Rummelsberger Diakonie e.V. In ganz Bayern verlassen sich mehr als 3.000 Senior*innen und deren Angehörige auf die ambulanten, teilstationären und stationären Angebote der Rummelsberger Dienste. Zu den Dienstleistungen der mehr als 2.000 Mitarbeiter*innen gehören auch die würdevolle Begleitung für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung sowie Palliative Care und Hospizarbeit.