Fachtagung zum Thema „Diakonie und Nationalsozialismus“
08. September 2025Rummelsberg/Hesselberg – Das Forschungsprojekt des Diakoniemuseums Rummelsberg zum Thema „Diakonie und Nationalsozialismus in Bayern“ nimmt Fahrt auf. Bei einer öffentlichen Fachtagung im Evangelischen Bildungszentrum Hesselberg von Freitag, 12. bis Samstag, 13. September, stellen Autor*innen erste Forschungsergebnisse vor.
„Das Forschungsprojekt soll einen historischen Überblick ermöglichen, den es bisher nicht gibt“, sagt Dr. Thomas Greif, Leiter des Rummelsberger Diakoniemuseums. So fehlten bisher insbesondere verlässliche Angaben über die Verwicklung der evangelischen Sozialeinrichtungen in die NS-Rassepolitik. „Es existierten bisher nur Einzelpublikationen von bestimmten Organisationen“, sagt Greif.
Neue Ausstellung würdigt Opfer
Ein weiteres Ziel des Projektes sei die Sichtbarmachung und Würdigung der Opfer durch eigene biographische Beiträge. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes, an dem 25 Fachleute aus ganz Deutschland mitarbeiten, sollen in einem Forschungsband veröffentlicht und die Grundlage der neuen Ausstellung im Diakoniemuseum werden. Die Eröffnung ist für April 2026 geplant.
Unter den Referent*innen der Tagung ist etwa der Sozialhistoriker Uwe Kaminsky, der sich mit Konflikten zwischen Innerer Mission (Diakonie) und Staat im Bereich der Jugendfürsorge beschäftigt hat. Matthias Honold, Archivar von diakoneo, beschreibt die Verstrickung der einstigen Diakonissenanstalt in das „Euthanasie“-Programm des „Dritten Reiches“. Der emeritierte Geschichtsprofessor Bernd Brandl beleuchtet die Rolle des Diakonissenmutterhauses Hensoltshöhe in jener Zeit, über die es bisher nur sehr lückenhafte Forschungen gibt. Ulrike Winkler, Sozialhistorikerin und Mitkuratorin des Forschungsprojektes, beschreibt Erfahrungen von Rummelsberger Diakonen aus dem Zweiten Weltkrieg.
Refernet*innen halten Fachvorträge
Kurze biographische Skizzen von Verantwortungsträgern der Inneren Mission und von Opfern der nationalsozialistischen Sozialpolitik ergänzen die Fachvorträge. Referent*innen sind unter anderem Biographin Nora Andrea Schulze, Jens Colditz, Rektor der Diakonissenanstalt Augsburg und Katrin Kasparek von der Forschungsstelle Nationalsozialismus beim Bezirk Mitelfranken.
In einem Abendvortrag stellt der Filmemacher Axel Mölkner-Kappl die damals außergewöhnlich fortschrittliche Filmarbeit der Evangelischen Bildkammer Bayern in den 1920er und 1930er Jahren vor.
Nähere Informationen zur Tagung unter finden Sie unter www.diakoniemuseum.de
