Mehr Flexibilität weniger Bürokratie
16. Oktober 2025Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger Diakonie hat der bayerischen Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, einen umfassenden Reformvorschlag zur Pflegeversicherung überreicht. Bei ihrem Besuch im Stephanushaus stellte Schulz die gemeinsam mit 15 Fachleuten aus ganz Deutschland entwickelten fünf Reformprioritäten vor. Ziel ist eine zukunftsfeste und verlässliche Langzeitpflege, die dem wachsenden Bedarf und den Herausforderungen des Fachkräftemangels begegnet.
Im Mittelpunkt des Vorschlags steht eine stärkere Ausrichtung auf Ergebnisqualität. Sie soll künftig nicht mehr nur an Strukturen, sondern an der tatsächlichen Wirksamkeit bei den Pflegebedürftigen gemessen werden. Eine unabhängige Qualitätsprüfung und mehr Vertrauen in die Pflegeanbieter eröffnen Raum für Innovation und Effizienz, so der Reformvorschlag. Demnach stünde ein einfaches, vom Pflegegrad abhängiges, Stundenmodell als persönliches Budget zur Verfügung. Angehörige – als zentrale Säule der Pflege – erhielten direkt Unterstützung. Behandlungen, die sie nicht erbringen können, würden über das Budget abgedeckt. Zugang dazu haben Pflegebedürftige unabhängig davon, ob sie zuhause oder in einer Pflegeeinrichtung leben. Die Grenzen zwischen ambulanter, stationärer und teilstationärer Pflege werden damit aufgehoben. Insbesondere lässt sich so die ambulante Versorgung qualitativ verbessern, ohne weitere Finanzmittel bereitstellen zu müssen.
Verbesserte digitale Lösungen sollen den Pflegealltag erleichtern und innovative Projekte ermöglichen. Ein bundesweit einheitliches Kalkulationsverfahren für Pflegesätze würde Abrechnungen vereinfachen. Damit werden Liquiditätsengpässe bei Pflegeanbietern durch verzögerte Bezahlung der Leistungen verhindert. „Wir brauchen weniger Bürokratie und mehr Flexibilität, damit gute und würdige Pflege für alle erreichbar bleibt“, betont Karl Schulz. Eine Vereinfachung setzt Verwaltungskapazitäten bei Anbietern und Kassen frei.
Schulz wiederholte gegenüber der Staatsministerin das Angebot, aktiv mitzuwirken, echten Fortschritt auf den Weg zu bringen. „Die Bürgerinnen und Bürger werden weitere Debatten über Leistungskürzungen oder Beitragserhöhungen nicht länger hinnehmen, während nachhaltige Strukturreformen auf sich warten lassen“, betonte der Diakonie-Vorstand. Sein Appell: „Was wir brauchen, ist ein ‚New Deal‘ für die Pflege – nur so können wir unseren Sozialstaat zukunftsfest machen.“
